USA, 2005
Es war ja abzusehen. Der Trailer kündigte das namentliche Remake von John Carpenters Suspense-Perle Assault - Anschlag bei Nacht als tumben Actionreisser an, und nicht anders ist es nun gekommen.
Wie auch das Original von 1976 spielt der Film in einer verlassenen Polizeistation, in der eine Handvoll Mitarbeiter die letzten Kisten packt, bevor der Laden abgerissen wird. Ein Gefangenentransport muss auf Grund des schlechten Wetters einen Zwischenstop einlegen, also werden die Gefangenen kurzerhand in die wenig bewachten Zellen gesperrt. Als die Station plötzlich von Unbekannten belagert wird, müssen sich Polizisten und Verbrecher zusammenschließen, um die Nacht zu überleben.
So ähnlich die Inhaltsangaben auch klingen, wenn man den Plot aufs Grundgerüst reduziert, so verschieden sind die Filme tatsächlich. Carpenters Original - seinerseits stark beeinflusst von Howard Hawks´ Klassiker Rio Bravo - bezog eine unwiderstehliche Spannung aus dem kargen Setting und der minimalistischen Inszenierung. Dem heutigen Publikum kann dieser Purismus offenbar nicht mehr zugemutet werden. Damit sich hier niemand die Fingernägel abkaut, wird erklärt, erklärt, und - falls irgendjemand nicht folgen konnte - noch mehr erklärt. Anstatt den Fokus auf die Hauptfiguren zu konzentrieren, die in der Station gefangen sind, wird permanent zu den Bösen geschwenkt, um deren ruch- und vor allem endlosen Gesprächen zu lauschen. Und immer wieder sollen Actioneinlagen und sinnlose Ränkespiele die Spannung anziehen, bewirken jedoch ausnahmslos das Gegenteil. Gleiches gilt für die Nahaufnahmen auf jeden Toten, die fast mechanisch auf jeden Kampf oder Schusswechsel folgen. Sei es nun Blutdurst oder nur weitere Erklärungssucht - es könnte ja sein, dass die Zuschauer nicht glauben, dass ein Eiszapfen durchs Auge zum Tode führt — enervierend ist es allemal.
Einzig Laurence Fishburne, der den enigmatischen Gangsterboss Marion Bishop gibt, kommt unbeschadet aus dem ganzen Schlamassel hervor. Auch er kann im Vergleich zu seinem Vorgänger Darwin Joston (der im Original den Napoleon Wilson spielte) nicht ganz mithalten, doch mit seiner ruhigen Vorstellung strahlt er auf seine Art die Coolness aus, die Carpenter seinen Helden und Antihelden so gerne und oft verlieh.
John Carpenter schuf mit Assault einen Klassiker des Spannungskinos. Jean-François Richets 200 Mal kostspieligeres Remake bietet ein paar packende Momente, verteilt auf viel zu viel Exposition. Ärgerlich.
Felix “Flex” Dencker