USA, 2011
Kinostart: 20.10.2011
Des Menschen Wolf
“Tag 2.”
Diese unscheinbaren Worte, eingeblendet in die Eröffnungsszene des neuen Films von Steven Soderbergh, spiegeln die vorherrschende Eigenschaft des Virenthrillers wieder: Nüchternheit. Die Szene zeigt Gwyneth Paltrow, die an etwas erkrankt ist, das in diesem Stadium noch für eine schwere Grippe gehalten wird. Es dauert nicht lange, dann steht ihr Mann Matt Damon alleine da.
In den folgenden 100 Minuten zeigt Contagion die Verbreitung der mysteriösen Krankheit und der einhergehenden, ebenso gefährlichen Panik, wie auch die Forschungsarbeit der Gesundheitsbehörden. Das Mosaik zeigt Menschen überall auf der Welt, die auf unterschiedliche Weise von der Seuche betroffen sind. Die zahlreichen Subplots gelingen zum Teil effektiv, wie der um Damon und seine Tochter, um die herum die Welt zusammenbricht. Als die Menschen immer verzweifelter und rücksichtsloser werden, gerät der Besuch einer Apotheke zum lebensgefährlichen Abenteuer. Doch bevor eine allzu beklemmende Atmosphäre entsteht, schaltet Soderbergh stets weiter. Zu Kate Winslet, die versucht, die Ursache zu finden. Zu Marion Cotillard, die sich um die Bewohner eines Dorfes in China kümmert. Zu John Hawkes, der Laurence Fishburne um Hilfe für seinen erkrankten Sohn bittet.
Man kann Regisseur Soderbergh zu Gute halten, dass er in einem Film über eine weltweite Panik auf (nahezu) jede Melodramatik verzichtete. Genauso gut kann man jedoch bemängeln, dass der Film trotz seines dramatischen Themas überaus langatmig geriet. Ob der Film packender geworden wäre, wenn Soderbergh sich auf Damon konzentriert hätte, kann man nur mutmaßen. So jedoch bleibt es eine Sammlung von gut gemachten und ebenso gespielten Szenen, die stets etwas weniger bleibt als die Summe ihrer Teile.
Als Wolfgang Petersens Outbreak in den Kinos lief, traute sich eine Weile lang kaum jemand, in der Öffentlichkeit zu husten. Wer den packenden Thriller gesehen hatte, erkannte im leichtesten Räuspern schon erste Anzeichen einer Ebola-Infektion. Dieses Schicksal dürfte Zuschauern von Contagion erspart bleiben. Der Film bietet eine Handvoll spannender Momente, bleibt jedoch, dem aufdringlich-perkussiven Soundtrack zum Trotz, unterm Strich langweilig.
Felix “Flex” Dencker