Kurz und schmerzvoll

Der junge Chiko (Denis Moschitto) und sein bester Freund Tibet (Volkan Özcan) wollen mit allen Mitteln in ihrem Hamburger Ghetto aufsteigen. Gemeinsam werden sie Haschdealer für die Unterweltgröße Brownie (Moritz Bleibtreu). Als deutlich wird, dass von den beiden nur Chiko das Zeug dazu hat, zerbricht die Freundschaft. Chiko nimmt die Leiter nach oben, Tibet stürzt immer weiter ab. Trotz seines Erfolges und dem Glück mit seiner Freundin Meryem (Reyhan Sahin) kann aber auch Chiko das Ghetto nie wirklich verlassen, bis es ihn eines Tages endgültig wieder zurückholt.

In seinem Spieldebüt zeigt Özgür Yildirim ein großes Gespür für Atmosphäre und Ton-Bild-Kompositionen, sowie ein gutes Händchen für authentische Dialoge. Mit Chico ist ihm eine kleine, dreckige Mileustudie in der Tradition von Martin Scorseses Hexenkessel gelungen. Auch Moschitto beeindruckt in seiner Hauptrolle als Ehrgeizling, der seine Gefühle erst zulässt, als es schon zu spät ist. Besonders hervorzuheben ist außerdem Moritz Bleibtreu, dessen Brownie als charismatischer und ambivalenter Gangsterboss viel zum runden Gesamteindruck beiträgt. Doch den schwierigsten Job meistert Volkan Özcan, nämlich dem schwachen, undankbaren und immer zornigen Tibet Leben einzuhauchen. Die Freundschaft der beiden, die das eigentliche Zentrum des Films bilden soll, wirkt dadurch etwas unglaubwürdig, dass sie eigentlich ein reines Parasiten-Wirt-Verhältnis bleibt. Auch der Schluss ist von vielen denkbaren Lösungen sicherlich nicht die beste. Dennoch ist dieser kompromisslose und stilsichere Film auf jeden Fall einen Gang ins Kino wert.

Sven Ole Leisure Lorence’ Lorenzen