Kinostart: 05.03.2015

Leider kein ganzer Kerl

Südafrika in der nahen Zukunft.
Nach einem verpatzten Einsatz wird Polizeiroboter 22 aus dem Verkehr gezogen. Sein Entwickler (Dev Patel) will den vermeintlichen Schrotthaufen nutzen, um eine künstliche Intelligenz zu testen, doch seine Chefin lehnt ab. Als er Nummer 22 stiehlt, um das Experiment heimlich durchzuführen, gerät er in die Fänge der Gangster Yo-Landi (Yo-Landi) und Ninja (Ninja), die ihn benutzen wollen, um ein großes Ding zu drehen.

Als die ersten Meldungen über Neill Blomkamps Chappie die Runde machten, war unklar, ob der Film eine Science-Fiction-Komödie oder ein Actiondrama wird. Um ehrlich zu sein, weiß ich es immer noch nicht. Thematik und Inszenierung deuten an, dass Chappie ein Drama sein soll, doch die ulkigen Figuren und ihre bedrückende Blödheit lassen wenig Raum für irgendetwas anderes als eine Komödie, ob gewollt oder nicht. Ninja und Yo-Landi Visser, besser bekannt unter ihrem Band-Namen Die Antwoord, spielen sich mehr oder weniger selbst. Die Frage, ob dies so gedacht war oder die beiden sich nur ihre Rollennamen nicht merken konnten, lässt der Film unbeantwortet. Die zwei, bzw. ihre Gangster-Alter-Egos, arbeiten für einen Gangsterboss, der einem südafrikanischen Comicheft entsprungen scheint. Bösewicht Hugh Jackman kommt nur wenig besser weg. Sein Auftritt als aggressiver Hinterwäldler beweist ein für allemal, dass Vokuhila und kurze Hosen an wirklich keinem Mann gut aussehen. Mit tatkräftiger Unterstützung des Drehbuchs setzt sich jedoch Sigourney Weaver gegen die harte Konkurrenz durch und spielt die unglaubwürdigste Figur von allen. Für die Chefin des Robotik-Konzerns ist künstliche Intelligenz nicht nur eine neue, sondern eine völlig abstruse Idee. Die Leiterin eines Unternehmens, das augenscheinlich aus einem knappen Dutzend Mitarbeitern besteht, ist neuen Einnahmequellen derart abgeneigt, dass sie dem Entwickler ihres einzigen funktionierenden Produkts nicht einmal erlaubt, Abfall für anderweitige Experimente zu benutzen. Für sie gilt, was für die meisten Figuren in dieser Geschichte gilt: Würde sie sich wie ein denkendes Wesen verhalten, wäre der Film nach wenigen Minuten vorbei.

Das Drehbuch ist das größte, allerdings nicht das einzige Problem des Films. Auch die Regie wirkt oft verwirrt und schafft es selten, den Zuschauer in die Geschichte zu ziehen. Nach dem guten District 9 und dem weniger gelungenen Elysium deutet sich an, dass Neill Blomkamp Staub und Wackelkamera braucht, um eine greifbare Atmosphäre aufzubauen. Dass er gerade als Regisseur des nächsten Alien-Films verpflichtet wurde, ist spätestens jetzt kein Anlass zur Vorfreude mehr.

Ein Film über künstliche Intelligenz, getrieben von echter Dummheit. Weder witzig noch bewegend, tonal konfus und zu Ende, als die Geschichte droht, interessant zu werden. Der Kinosommer muss noch etwas warten.

Felix Flex” Dencker