USA, 2006
Kinostart: 07.09.2006

Von den Pixar Animation Studios kann man eigentlich nur Großes erwarten, dementsprechend wächst auch von Film zu Film die Erwartungshaltung. Nachdem nach den erfolggekrönten Werken wie Monster Ag oder Die Unglaublichen angekündigt wurde, das sich der nächste Animationsspaß mit Autos befassen sollte, konnte das Projekt nicht die übliche Vorfreude hervorrufen, denn wie sollen Autos Emotionen zeigen oder für große Lacher sorgen? Man denke nur an die recht eingeschränkte Mimik bei den Robotern aus Robots, mit denen Fox Animation nicht den angestrebten Erfolg für sich verbuchen konnte.

Allen Pessimisten sei gesagt, auch mit Cars ist Pixar wieder ein Highlight gelungen. Jedem der knuffigen Autos ist ein menschlicher Charakter zugeschrieben worden und Emotionen werden dadurch verdeutlicht, dass die Wagen über Augen und Mund, sowie eine höchst bewegliche Kühlerhaube verfügen, die Freude genauso widerspiegeln kann wie Traurigkeit. Ein großer Pluspunkt liegt darin, dass die Augen nicht wie sonst üblich in die Scheinwerfer, sondern in die Frontscheibe integriert worden sind und somit der breiteren Fläche eines menschlichen Gesichts nahe kommen. Doch auch wenn dieser Punkt gekonnt gelöst wurde, kommt auch bei Cars leichte Langeweile auf, die ihren Ursprung allerdings im Drehbuch hat.

Der hochgefeierte Rennwagen Lightning McQueen landet nach einem missglückten Transport zu einem Rennen in dem kleinen, abgelegenen Kaff Radiator Springs, welches nach dem Bau der Autobahn so gut wie keine Besucher mehr hat. Als Strafe für seine rasante Durchfahrt wird er zum Straßenausbessern verdonnert. Das passt dem bisher nur verwöhnten und hochgelobten Rennwagen natürlich gar nicht. Sein oberstes Ziel ist es, Radiator Springs so schnell wie möglich wieder zu verlassen und rechtzeitig beim Rennen zu erscheinen. Doch als er nach und nach in der illustren Schar der Einwohner Freunde findet, wird er vor eine schwere Entscheidung gestellt, denn die Städtler sind gar nicht so uncool wie gedacht und benötigen zudem noch dringend Hilfe.

Der große Pluspunkt liegt eindeutig in der Vielseitigkeit der Charaktere. So gibt es neben dem ungemein liebenswert-naiven Abschleppwagen Hook den flippigen Hippie-Bus Bully, der mit Vorliebe Jimmy Hendrix hört, oder Sally, eine schnittige Autodame, die McQueen den Kopf verdreht. Bereits aus dem Trailer sollte jedem Kinofan das italienische Reifengeschäft-Gespann um Luigi und Guido bekannt sein, die als waschechte Italiener natürlich Ferrarifans sind. Das Manko des Films liegt leider darin, dass Cars trotz vieler sehr schöner Einfälle immer nur auf die Straße begrenzt bleibt und dem Zuschauer nicht mehr bieten kann als rasante Fahrten auf Schotter und Asphalt. Da sich diese Szenen des öfteren wiederholen, wirken sie im Laufe der Zeit abgegriffen, da sie keine neuen Aspekte bieten können. Hier hätte den Machern durchaus mehr einfallen können, um jede Fahrt zu einem Ereignis werden zu lassen. So kann im zweiten Drittel des Films ab und an leichte Langeweile aufkommen, die aber zum Ende hin aufgrund des schönes Showdowns ganz schnell verfliegt.

Sieht man von diesem kleinen Patzer einmal ab, so bietet Cars dem Zuschauer viele emotionale Hoch- und Tiefs und insbesondere die großen Zuschauern werden sich an den vielen kleinen Anspielungen auf vorherige Pixar-Abenteuer erfreuen, die einem durchweg ein leichtes Schmunzeln ins Gesicht zaubern. Angemerkt werden müssen hier die Insekten in Form von Vw Käfern - ein kleines, aber feines Highlight. Auch wenn die Geschichte um eine eingebildete, aber an sich doch furchtbar einsame Figur, die die Werte von Freundschaft und Zusammenhalt erlernt, nicht neu ist, so ist sie doch schön umgesetzt worden. Ein großer Pluspunkt kommt hierbei den Stimmen hinter den Autos zu gute, die in der Ov-Version u.a. von Owen Wilson und Paul Newman übernommen wurden. Ob sich dieser Erfolg in der Synchronisation fortsetzt, bleibt wie immer fraglich. Auch wenn Cars kein überragendes, alles übersteigendes Meisterwerk geworden ist, so fühlt man sich in den zwei Stunden Film sehr gut unterhalten und hat viel zu lachen. Pixarkennern sollten wie immer bis nach dem Abspann sitzen bleiben, der viele kleine Anspielungen enthält und sollten zudem auch pünktlich zum Filmbeginn im Kinosessel sitzen, da der übliche Kurz-Vorfilm wirklich großartig ist!

Julia Stache