USA, 2009
Kinostart: 09.07.2009
Borat war sooo ähnlich
Sacha Baron Cohen bringt wieder eine neue Satire-Figur in die Kinos, den schwulen österreichischen Moderator Brüno. Dieser hat gerade seinen Posten bei der Modesendung “Funkyzeit” verloren und durchreist nun die (vorwiegend Us-amerikanische) Welt auf der verzweifelten Suche nach Berühmtheit.
Cohens neue Mockumentary ist im Grunde genau wie erwartet: grobschlächtig, laut und provokant um der Provokation Willen. Sie deckt Peinlichkeiten auf, die niemanden überraschen, kämpft mit so manchem Hänger, und ist trotzdem immer wieder urkomisch. Mindestens so eindrucksvoll wie schon bei Borat ist das Tempo, mit dem sich komische und langweilige Momente abwechseln. Welche Szene in welche dieser beiden Kategorien fällt, dürfte von Zuschauer zu Zuschauer variieren, doch eine Menge der Gags und Provokationen geht schlichtweg baden. Unter anderem, da Cohen ein Gespür dafür vermissen lässt, wann ein Witz funktioniert und wann nicht. Sein Besuch bei zwei Männern, die Homos zu Heteros umschulen, ist gelungen, da die beiden sich um Kopf und Kragen reden - und im Gegensatz zu manch Anderem auch gerechtfertigte Ziele abgeben. Ein anschließender Jagdausflug mit drei überzeugten Heteros, denen Cohen wieder und wieder homophobische Kommentare zu entlocken versucht, bleibt fruchtlos und gerät daher elendig lang. Dieses nachdrückliche Fischen nach schwulenfeindlichen Reaktionen gibt Brüno auch eine bösartige und aggressive Note, die der fröhlich rassistische Borat nicht hatte. Hierin liegt auch das zweite große Problem des Films. Während Borat mit seiner scheinbar naiven Art die Bigotterie durchschnittlicher Amerikaner aufdeckte, soll Brüno Homophobie und seelenlosen Drang nach Ruhm karikieren. Erstere fordert er oft viel zu billig heraus, als dass die Satire greifen könnte, letzterem scheint er leider selbst anheim gefallen zu sein. Auch sind die Produktionswerte deutlich höher als bei Borat. Die Bildqualität ist besser, viele Szenen wurden mit mehreren Kameras aufgenommen, das mindert den gefühlten Realismus - und damit den Spaß - enorm.
Mike Judges apokalyptische Komödie Idiocracy zeigt einen Ausblick auf das Kino der Zukunft: Ein Film namens “Arsch”, der aus einer 90-minütigen Nahaufnahme eines furzenden männlichen Hinterteils besteht. Mit Brüno, in dem Sacha Baron Cohen minutenlang seinen Schniepel in die Kamera hält, ist die Welt endlich an diesem Punkt angekommen.
Felix “Flex” Dencker