Originaltitel: In Bruges
Großbritannien/Belgien, 2008
Kinostart: 15.05.2008

… das ist in Belgien.

Nach einem tragisch missglückten Auftrag werden die beiden Berufskiller Ken (Brendan Gleeson) und Ray (Colin Farrell) aus Irland nach Brügge beordert, damit Gras über die Sache wachsen kann. Ken ist sofort angetan von der am besten erhaltenen mittelalterlichen Stadt in ganz Belgien, Ray jedoch sehnt sich nach Dublin zurück. Erst als er auf einem Filmset der hübschen Chloé (Clemence Poésy) begegnet und seine eigene Sightseeing-Tour startet, hebt sich seine Stimmung. Doch da erhält Ken einen Auftrag, der ihm gar nicht schmeckt.

Als Guy Ritchie hauptberuflich Ehemann von Madonna wurde, hinterließ er ein klaffendes Loch in der britischen Filmlandschaft. Nicht nur zerstörte er mit der Jauchegrube Swept Away auf einen Schlag seinen guten Ruf, seine Rückkehr zum Gangster-Genre verlief mit dem elenden Revolver kläglichst im Sande. Die verlorene Zeit macht nun Theaterautor Martin McDonagh gut, der mit seinem Filmdebut die Art von Gaunerkomödie hinlegt, wie Ritchie sie in seiner Glanzzeit gedreht hätte, wenn er etwas weniger auf die Optik geachtet hätte und etwas mehr auf die Figuren. Brendan Gleeson ist in seiner Paraderolle als sympathischer Bösewicht zu sehen, der selbst mit einer Pistole im Anschlag noch irgendwie liebenswert wirkt. Colin Farrell kann seinem irischen Akzent endlich einmal freien Lauf lassen und gibt die lockerste, beste Vorstellung seit langem ab. Als Chef der beiden glänzt zudem Ralph Fiennes - neben Gleeson und Poésy der dritte Harry-Potter-Veteran im Bunde - mit einem herrlich stoischen Spiel, das dem Film viele seiner zahllosen urkomischen Momente beschert. Wie sich unbekümmerte, zynische, brutale und bewegende Augenblicke abwechseln, ist nur eine der positiven Überraschungen von McDonaghs Drehbuch. Dass die Entwicklung der Geschichte aus der Entwicklung der Figuren zu resultieren scheint und nicht wie so oft umgekehrt, ist eine weitere. Am Ende werden die Fäden mittels einiger übertriebener Zufälle zusammen geflochten, doch bis dahin hat McDonagh eine bitter-satirische Welt erschaffen, in der eine Geschichte um professionelle Mörder gar nicht anders ausgehen könnte. Eine ordentliche Portion Zynismus muss man ohne Frage mitbringen, um mit dem Humor des Films etwas anfangen zu können. Wer sich scheut, über Zwerge, Rassismus oder auch zahlreiche schwere und tödliche Verletzungen zu lachen, dem entgeht die beste Gaunerkomödie seit Jahren.

Felix Flex” Dencker