USA, 2005
Kinostart: 21.09.2006
Brendan Frye (Joseph Gordon-Levitt) ist der geborene Außenseiter. An seiner Highschool hat er mit The Brain (Matt O´Leary) nur einen einzigen Freund, seine Liebe gilt nach wie vor der Ex-Freundin Emily (Emilie de Ravin). Nach einem Treffen der beiden, das voller mysteriöser Andeutungen in Tränen endet, verschwindet die blonde Schönheit spurlos. Brendan findet wenig später die Leiche seiner Angebeteten und macht sich daraufhin auf die Suche nach den Hintergründen ihres Todes. Dabei taucht er tief in die zwielichtige Welt der ortsansässigen Drogenszene ein und legt sich mit dem sagenumwobenen Unterweltboss The Pin (Lukas Haas) an. Schon bald muss auch Brendan um sein Leben bangen…
Immer wenn die Super-Exen und Shaggy Dogs dieser Welt die geschundene Seele eines Kritikers blutend am Boden liegen lassen, naht unvermutet die Rettung in Gestalt einer kleinen, aber feinen Produktion, die den Glauben an unser gemeinsames Allerheiligstes - die Kinokunst in all ihren Facetten - wieder zu festigen weiß. Brick ist ein solch erfrischendes Stück Independentkino und gehört zum Originellsten und Unterhaltsamsten der letzten Jahre.
In Anlehnung an die Schwarze Serie der 40er Jahre präsentiert sich Rian Johnsons Spielfilmdebut inhaltlich als klassischer amerikanischer Detektivfilm, jedoch mit jugendlichen Protagonisten im Umfeld einer namenlosen High School in Südkalifornien. Joseph Gordon-Levitt gibt die moderne Variante des genretypischen Antihelden, der in einem Fall höchster Dringlichkeit aus persönlichen Motiven heraus ermittelt. Mit einer wahnwitzigen Lässigkeit geht der blitzgescheite, charmante Griesgram keiner noch so aussichtslosen Konfrontation aus dem Weg und kommt dem Rätsel mit Trickreichtum und Kombinationsgabe Stück für Stück näher. Gordon-Levitt, Serienfreunden vielleicht noch aus Hinterm Mond gleich links bekannt, liefert eine schlichtweg umwerfende Leistung als Nachwuchs-Bogart ab. Erfreulicherweise glänzt auch das übrige Ensemble ohne Ausnahme: Lost-Star Emilie de Ravin mimt die zerbrechliche Emily ebenso überzeugend wie Nora Zehetner (Everwood) die obligatorische Femme Fatale. Lukas Haas (Last Days) schlägt sich als Drogen-Dandy The Pin hervorragend, Noah Fleiss amüsiert als dessen leicht reizbarer Mann fürs Grobe.
Verpackt wird die Kriminalgeschichte in stilvolle, düster-traurige Bilder, die beweisen dass auch mit einem Minibudget von nur 500.000 Dollar anspruchsvolles, handwerklich tadelloses Kino gezaubert werden kann. Der Clou schlechthin gelang Regisseur Rian Johnson jedoch mit dem großartigen Drehbuch. Neben dem geschickt konstruierten Plot ist es vor allem die Konsequenz mit der er seinen Figuren die für mancherlei Ohren antiquiert wirkende Sprechweise der Noir-Vorbilder in den Mund legt, die dem Ganzen den letzten und entscheidenden Schliff verpasst. Ohne erkennbare ironische Note wirkt Brick dadurch wie aus einem Guß und verkommt nicht zur bloßen Hommage. Ein würdigerer Vertreter dieser nur selten bedienten, jedoch um so sehenswerteren Gattung Film, ist seit L.A. Confidential nicht zu sehen gewesen.
Newcomer Rian Johnson beschert uns einen Neo-Noir Streifen der Extraklasse, der schon jetzt zu den Kinohighlights des Jahres zu zählen ist.
Michael “Eminence” Reisner