USA, 2012
Kinostart: 13.09.2012
The Unbourne
Die Welt hat sich verändert. Überwachungskameras sind überall, ferngesteuerte Drohnen bombardieren Ziele auf der anderen Seite des Globus’. Für Militär und Geheimdienste eine bequeme Sache, für einen Thriller jedoch pures Schlafmittel.
Das Bourne Vermächtnis erzählt von Jeremy Renner, der gemeinsam mit Rachel Weisz um die Welt hetzt, auf der Flucht vor Edward Norton. Der sitzt daheim im Hauptquartier, motzt Zivildienstleistende an, die vor Computermonitoren sitzen und redet wirres Zeug, das nicht immer in einem erkennbaren Zusammenhang zur Handlung steht, aber immerhin vage agentenhaft klingt. Als der letzte Akt beginnt und Norton doch mal einen Attentäter auf Renners Fährte schickt, sieht das gebannte Publikum Renner und Weisz dabei zu, wie sie eine Fabrik besuchen, ihre Erledigungen machen und Renner schließlich in Seelenruhe einen lähmenden Virus auskuriert, der die schleichende Verfolgung glatt hätte spannend machen können. Natürlich fanden auch in den ersten drei Bourne-Filmen große Teile der Koordination in Büroräumen statt, doch versäumte es Autor und Regisseur Tony Gilroy aus irgendeinem Grund, parallel zum finsteren Pläneschmieden der Chefetagen eine greifbare reale Bedrohung aufzubauen. Als der Agent “mit erhöhter Loyalität und verminderter Emotionalität” auf Renner und Weisz Jagd macht, gerät die Verfolgungsjagd nicht nur unsäglich kurz, sondern auch lachhaft spannungsfrei, nicht zuletzt da der Superschurke permanent hunderte von Metern entfernt bleibt. Als er den beiden endlich zu nahe kommt, wird der Ausgang der Geschichte von einem Betonpfeiler entschieden.
Vermutlich existiert auf einem Reißbrett in Tony Gilroys Haus die Struktur für einen pulstreibenden Thriller. Der fertige Film ist jedoch eine langatmig erzählte, oft unfreiwillig komische Geschichte, die so von bizarren Fehlentscheidungen geprägt ist, dass selbst die Abwesenheit des Titelhelden kaum noch ins Gewicht fällt.
Felix “Flex” Dencker