Originaltitel: The Black Dahlia
USA, 2006
Kinostart: 05.10.2006
Los Angeles im Jahr 1947: Die beiden Polizisten Lee Blanchard (Aaron Eckhart) und Bucky Bleichert (Josh Hartnett) sind dank ihrer Boxervergangenheit die Vorzeigebullen des Departments und werden wegen ihres guten Rufes nur all zu gerne auf die großen, öffentlichkeitswirksamen Fälle angesetzt. So auch auf den Mordfall der “Schwarzen Dahlie”. Betty Ann Short (Mia Kirshner), einer mäßig erfolgreichen Schauspielerin in Billigproduktionen, deren Leichnam grausam verstümmelt aufgefunden wird. Blanchard verliert sich völlig in der schwierigen Ermittlungsarbeit, wodurch die Beziehung zu seiner bildhübschen Frau Kay (Scarlett Johansson) leidet. Zwischen ihr und Bucky entspinnt sich zunehmend eine Form der Zuneigung, die über bloße Freundschaft hinausgeht. Zeitgleich lässt Bleichert sich jedoch auf eine Affäre mit der mysteriösen Madeleine Linscott (Hilary Swank) ein, die in Verbindung mit dem Mordopfer stand. Es gilt ein Netz aus Intrigen, Leidenschaft und Korruption zu entwirren, um das eigene Leben zu retten und den Tod der Schwarzen Dahlie auzuklären.
Starregisseur Brian De Palma verfilmt einen auf einem echten Mordfall basierenden Roman von James Ellroy, Autor von düsteren Kriminalromanen wie L.A. Confidential - und das mit einem beeindruckenden Ensemble an charismatischen Jungdarstellern. Auf dem Papier könnte man also schon fast versucht sein, von einem sicheren Meisterwerk zu sprechen. Doch zu mehr als einem “nur” sehenswerten Film Noir hat es leider nicht gereicht. Am handwerklichen Vermögen De Palmas, seines Zeichens für Meilensteine wie Scarface oder Die Unbestechlichen verantwortlich, liegt der sprichwörtliche Hund mit Sicherheit nicht begraben. Mit perfektem Timing ausgestattet, sitzt jede Einstellung punktgenau, der Schnitt ist makellos, die Ausstattung hervorragend und die berühmt-berüchtigten Kamerafahrten wie zu erwarten ein echter Augenschmaus. Auf Seiten der Darsteller überzeugen die Damen auf der ganzen Linie: Hollywoods aktuelles Liebkind Nr. 1, Scarlett Johansson, agiert als adrette Hausfrau gewohnt souverän und bildet damit den genauen Gegenpol zur genretypisch-lasziven Femme Fatale Hilary Swank, die auch in dieser ungewohnten Rolle keinen Zweifel an ihrem schauspielerischen Talent aufkommen lässt. Einen bleibenden Eindruck hinterlässt auch Mia Kirshner als Titelcharakter, die es trotz geringer Leinwandzeit ohne Probleme schafft, die Obsession Blanchards glaubwürdig erscheinen zu lassen. Der blass agierende Josh Hartnett wird im übrigen von Aaron Eckhart glatt an die Wand gespielt. Dies und das zeitweise qälend langsame Vorankommen des Plots, dessen Auflösung ruhig noch etwas raffinierter hätte sein können, sind die Hauptkritikpunkte an einem ansonsten empfehlenswerten Vertreter eines viel zu selten bedienten Genres. Die spielerische Leichtigkeit und Frische eines Brick fehlt Black Dahlia jedoch völlig, womit man sich des Eindrucks kaum erwehren kann, einen doch etwas angestaubten Kinoabend verbracht zu haben.
Michael “Eminence” Reisner