Birthday Girl ist einer der Filme, die in 50 Jahren in einer Nicole Kidman-Retrospektive laufen werden, um zu demonstrieren, wie vielschichtig diese einzige echte Filmdiva ihrer Zeit war. Dass der Film hierzulande nur etwa drei Tage in den Kinos gespielt wurde, überrascht nicht, denn für den großen Saal im Multiplex ist der Film zu leise, der Humor zu britisch und Kidman zu graumausig.

Die eigentliche graue Maus des Films ist aber John (Ben Chaplin). Der langjährige Bankangestellte schiebt die Schuld für sein ebenso langes Single-Dasein auf seine Arbeitszeiten und bestellte sich eine Braut aus Russland. Diese steht nun in Form von Nadia (Kidman) vor ihm, raucht wie ein Schlot und spricht kein Wort Englisch. Während die beiden sich einander zaghaft annähern, tauchen plötzlich Nadjas Cousins auf, die mit Vincent Cassel und Mathieu Kassovitz nicht besser hätten besetzt werden können, und stellen Johns Leben auf den Kopf.

Regisseur Jez Butterworth, der zusammen mit seinem Bruder Tom auch das Drehbuch schrieb, erfand in keinster Weise das Rad neu. Im Grunde besteht der Film aus Elementen, die vor allem im englischen Kino mehr als abgenudelt sind - die RomCom und der Gaunerfilm. Das Hin und Her zwischen den beiden Genres gelingt objektiv gesehen nicht mal sonderlich glatt - ein paar harte Brüche in der Plotentwicklung sind nicht zu übersehen. Doch Butterworth konzentriert sich weise auf die Figuren anstatt auf den leicht durchgeknallten Plot und stellt John ins Zentrum des Geschehens, der die ganze Entwicklung fassungslos, beizeiten fast lethargisch über sich ergehen lässt. Diese Perspektive erweist sich als kleiner Geniestreich, durch den sich die restlichen Figuren praktisch alles erlauben können, ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Doch auch John hat ein, zwei Überraschungen parat.

Und so spinnt sich dieses süße, kleine Filmchen vor sich hin, mit seinen tollen Darstellern und seinem leisen Humor, der sich nur dem vollständig erschließen will, der dafür gerade in der rechten Stimmung ist. Meine Empfehlung für jeden, der dem Charme eines zerzausten Teddybären erliegt, den man inmitten zahlloser moderner Plastikspielzeuge auf dem Flohmarkt entdeckt.

Felix Flex” Dencker