USA, 2007
Kinostart: 05.07.2007

Lazarus (Samuel L. Jackson) war einst ein angesehener Blues-Musiker. Mittlerweile ist seine Ehe gescheitert und der gottesfürchtige Mann wird immer mehr zum verbitterten Säufer. Eines Morgens findet er ein halbnacktes, augenscheinlich misshandeltes Mädchen auf der Straße zu seiner abgelegenen Farm. Rae (Christina Ricci) ist in der Gegend als umtriebiges Flittchen bekannt, niemand außer ihrem Freund Ronnie (Justin Timberlake) kennt ihre Ängste, ihr seelisches Ungleichgewicht. Lazarus entschließt sich, der Sünderin zu helfen und möchte nicht nur ihre körperlichen Wunden heilen. Seine Methoden sind unerbittlich und so findet sich die laszive Schönheit schon bald in Ketten liegend wieder.

Regisseur und Drehbuchautor Craig Brewer konnte sich bereits mit seinem zweiten Spielfilm, dem Hip-Hop-Drama Hustle & Flow einen Namen machen. Mit Black Snake Moan geht er stilistisch in eine völlig andere Richtung und präsentiert dem Publikum eine schwüle Südstaatentragödie, die in Kombination mit der sommerlichen Hitze wohl für den einen oder anderen Schweißausbruch gut sein dürfte. Die Hauptschuld daran wird vor allem Christina Ricci zu tragen haben, die es mit einer wahren Glanzleistung als lüsterne Nymphe vom Lande scheinbar spielend leicht schafft, den puren Sex zu verkörpern. Ebenfalls ausnehmend stark präsentiert sich Workaholic Samuel L. Jackson, der seinen ambivalenten Filmcharakter mit wundervoll facettenreichem und intensivem Spiel eine ungeheure Leinwandpräsenz gibt und zudem ausgezeichnet mit seiner Filmpartnerin harmoniert. Justin Timberlake, Popstar mit verstärkten filmischen Ambitionen, geht in seiner weinerlichen Nebenrolle unweigerlich unter und hat den übergroßen Hauptakteuren rein gar nichts entgegenzusetzen.

Während Brewers eigenständige, sehr atmosphärische Inszenierung durch die Bank zu gefallen weiß, sind es leider die Schwächen in seinem Drehbuch, die den Film nicht zum ganz großen Geheimtipp avancieren lassen. Der Versuch, zwei voneinander abhängige Läuterungsgeschichten so unterschiedlicher Charaktere, wie es Rae und Lazarus nun mal sind, parallel zu erzählen, ist ein durchaus mutiger. Leider gelingt dies aber nur streckenweise, wobei vor allem die überhastet herbeigeführte Katharsis äußerst unbefriedigend ausfällt. Eine Konzentration auf die direkte Auseinandersetzung der beiden Hauptfiguren im kammerspielartigen Ambiente des Farmhauses und - damit verbunden - der eine oder andere Subplot weniger, hätte dem Treiben nicht nur mehr Intensität, sondern schlichtweg auch mehr Zeit verschafft, um die Vergangenheitsbewältigung der Protagonisten glaubwürdig zu gestalten.

Nichtsdestotrotz bleibt Black Snake Moan immer noch ein sehenswertes, weil unkonventionelles und ausnehmend stark gespieltes Drama über zwei gestrandete Seelen, die sich nur gegenseitig vor der drohenden Verdammnis bewahren können.

Michael Eminence” Reisner