Originaltitel: My Sister’s Keeper
USA, 2009
Kinostart: 27.08.2009
Ein kleines Mädchen erkrankt an Leukämie. Weder ihre Eltern noch ihr älterer Bruder kommen als Knochenmarkspender in Frage, also entschließen sich die Eltern zu einem radikalen Schritt: Sie zeugen ein Reagenzglasbaby, das der Kleinen als Ersatzteillager dienen soll. Als dieses 12 Jahre alt ist und die Mutter eine Niere für die ältere Schwester abzwacken will, sucht sich das Ersatzteillager einen Anwalt, um medizinische Selbstbestimmung zu erstreiten.
Darf man ein kleines Kind gegen seinen Willen ausweiden, um das Leben eines anderen zu verlängern? Nick Cassavetes geht in Beim Leben meiner Schwester dieser Frage nach und inszeniert seinen Film, als könne es darauf tatsächlich mehr als eine Antwort geben. Das Ergebnis ist ein fast zweistündiges Melodram, das nicht nur mit Aaron Zigmans unerträglicher Dauerbeschallung die Zehennägel seines Publikums nach oben rollt. Ersatzteillagers Mutter, gespielt von Cameron Diaz, durchläuft den Film in der unumstößlichen Überzeugung, sie tue das Richtige. Da sie sich zudem aufführt wie eine Furie, wird der Film ärgerlich statt aufwühlend. Eigentlich sollte das Publikum bei einer derartigen Geschichte in sich gehen und seine eigenen Moralvorstellungen o.ä. durchforsten, doch das einzig dramatische, das Cassavetes wirklich transportiert, ist die grauenhafte Vorstellung, eine solche Frau könne tatsächlich die Entscheidungsgewalt über das Leben von Kindern haben.
Beim Leben meiner Schwester investiert all seine Energie - und die des Publikums - in eine Frage, die keine ist. Mit der aufdringlichen Inszenierung, Musik aus der Schöpfkelle und der emotionalen Tiefe von Esspapier gilt dasselbe für die Frage nach einem Kinobesuch.
Felix “Flex” Dencker