USA, 2008
Deaf Becomes Her
Als erfahrener Profikiller hält sich Joe (Nicolas Cage) an klare Regeln, um den gefährlichen Beruf nicht selbst mit dem Leben zu bezahlen. In Thailand erwarten ihn noch vier Aufträge, dann möchte er sich zur Ruhe setzen. Wie immer sucht er sich einen Laufburschen, den Taschendieb Kong (Shahkrit Yamnarm), der später aus dem Weg geräumt werden soll, um alle Spuren zu verwischen. Doch entgegen seiner Prinzipien freundet er sich mit Kong an und wird sein Lehrmeister. Zudem verguckt er sich in die taubstumme Apothekenangestellte Fon (Charlie Yeung). Jeder weitere Mord fällt ihm schwerer, weswegen Joe mit seinem Auftraggeber Surat (Nirattisai Kaljaruek) aneinander gerät, der den aufmüpfigen Killer bald loswerden möchte.
Mit Bangkok Dangerous treffen gleich zwei Phänomene des zeitgenössischen Kinos aufeinander. Zum einen das Regie-Zwillingspärchen Danny und Oxide Pang, die nach ihrem exzellenten Asia-Horror The Eye gleich einmal zu Wunderkindern hochstilisiert wurden und seitdem mit jedem ihrer Filme enttäuschten. Und dann natürlich Nicolas Cage, der wie am Fließband zu drehen scheint und offensichtlich jederzeit sowohl für echte Perlen (Lord of War, The Weather Man) als auch veritable Gurken (Wicker Man, Ghost Rider, Next) zu haben ist. Das hier vorliegende Us-Remake des Regiedebüts der Pang-Brüder fällt eindeutig in die zweite Kategorie.
So richtig sauer schmeckt dabei zunächst einmal das Drehbuch von Jason Richman, das wirklich kaum etwas richtig macht. So muss man als Zuseher permanent die Motivation der Figuren hinterfragen: Vorderhand jene von Joe, der anfangs per pseudo-coolem Voiceover seine ach so lebenswichtigen Regeln erläutert, nur um sie danach fortwährend aus unglaubwürdigen Gründen zu brechen. Die Mär vom Killer, der plötzlich sein Gewissen entdeckt, wurde schon zigfach einleuchtender geboten. Dass dann auch noch eine Liebesgeschichte eingebaut werden muss, welche durch die Behinderung von Joes Herzdame wohl interessant erscheinen soll, aber einfach nur unerhört langweilige Szenen liefert, ist ein weiteres Ärgernis. Die Zornesfalten verstärken sich auch noch mit dem Wissen, dass im Original der Killer selbst taubstumm war. Eine ungleich interessantere Prämisse, die im Remake in ihrer verwässerten Variante ohne jede Wirkung verpufft. Auch Kongs Motiv, selbst das Töten zu erlernen, bleibt weitestgehend im Dunkeln und wirkt völllig aufgesetzt. Über all das könnte man hinwegsehen, wenn wenigstens die Action stimmen würde. Doch die wenigen Szenen, in denen sich wirklich mal was tut, sind derart altbacken und einschläfernd inszeniert, dass man sich zeitweilig in schlechtem Achtziger-Jahre-Genretrash wähnt. Die gefühlsbetonten Szenen macht aber nicht nur die unfähige Regie zunichte, auch Herr Cage trägt mit fortwährendem Dackelblick und dem Aussehen einer Wachsfigur sein Schärflein zur apathischen Stimmung bei. Über die Nebendarsteller sollte man ohnehin den Mantel des Schweigens ausbreiten.
Fazit: Hilft todsicher bei akuten Einschlafproblemen. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie nicht die MovieGod-Redaktion, sondern ihren Arzt oder Apotheker.
Michael “Eminence” Reisner