Originaltitel: Bandidas
Frankreich, Mexiko, USA, 2006
Kinostart: 31.08.2006
Mexiko im auslaufenden 19. Jahrhundert: Der skrupellose Tyler Jackson (Dwight Yoakam) schafft es binnen kürzester Zeit, durch brutalste Methoden den armen mexikanischen Bauern ihr Land wegzunehmen. Im Auftrag einer New Yorker Bank soll er nämlich gewährleisten, dass es zu keinem Widerstand gegen eine geplante Eisenbahnstrasse quer durchs Weideland der schwer verschuldeten Bevölkerung kommt. Unter den vielen Opfern des mörderischen Jackson befindet sich auch der wohlhabende Vater von Sara (Salma Hayek), einer verhätschelten jungen Dame mit exquisiter europäischer Schulbildung. Ähnlich ergeht es auch dem Papa der heißblütigen Dorfschönheit Maria (Penélope Cruz), der nur knapp mit dem Leben davonkommt, als er sich dem fiesen Zwangsenteigner in den Weg stellt. Was liegt demnach näher als sich zusammenzutun, um die Unterdrücker zu bestrafen und den Einheimischen ihren Besitz wiederzugeben. Fortan rauben die resoluten Weibsbilder als Bandidas zahlreiche Banken aus, um das erbeutete Geld in Robin-Hood-Manier an die Armen zu verteilen. Doch ihre Glückssträhne scheint vorbei, als der eigens engagierte Kriminologe Quentin (Steve Zahn) auftaucht, um die hübschen Verbrecherinnen dingfest zu machen…
Ein Drehbuch von Luc Besson und zwei talentierte Schönheiten wie Cruz und Hayek in den Hauptrollen einer Westernkomödie. Hört sich gut an? Ist es aber leider kaum. An den erwähnten Damen liegt es sicherlich nicht, sieht man ihnen doch den Spaß an der Sache durchaus an. Gemeinsam mit dem wie immer köstlichen Steven Zahn bescheren sie dem Publikum einige wirklich amüsante Szenen. So entwickelt sich beispielsweise das erste Aufeinandertreffen des ungleichen Gespanns mit dem trotteligen Verfechter wissenschaftlicher Verbrechensbekämpfungsmethoden zu einem witzigen Kusswettbewerb der aufgedonnerten Zicken. Und auch die findigen Raubzüge wissen trotz heilloser Übertreibung weitgehend prächtig zu unterhalten. Inszeniert ist der Westernklamauk jedoch ungeheuer einfallslos und bieder. Den Regiedebütanten Joachim Roenning und Espen Sandberg fehlt jegliches Gespür für Spannungsaufbau und Dramatik: Ernstgemeinte Zwischensequenzen werden mit vor Pathos triefenden Bildern zugekleistert, die Actioneinlagen wirken tempo- und ideenlos und nur den Vollprofis an der Darstellerfront ist es zu verdanken, dass ihre Figuren aufgrund der mangelhaften Schauspielführung nicht völlig zu Karrikaturen verkommen. Den negativen Höhepunkt des kollektiven Versagens auf dem Regieposten markiert eine völlig deplazierte Bullet-Time-Orgie in den letzten Filmminuten.
Zudem müssen sich auch Besson und sein Autorenpartner Robert Mark Kamen den Vorwurf gefallen lassen, dass ihr Drehbuch eine Vielzahl von Schwachpunkten aufzuweisen hat. Neben den oftmals unnatürlichen Dialogen und dem vorhersehbaren Plotkonstrukt nervt der ständig aufkeimende patriotische Einschlag mindestens genauso wie die viel zu plakativ dargebotenen anti-amerikanischen Einsprengsel.
Die Musik von Eric Serra pendelt zwischen einem durchaus gelungenen, rasanten Hauptthema und unendlich stupidem Tränendrüsengejohle. Im Gedächtnis bleibt dem Zuseher leider letzteres.
Fazit: Das gut aufgelegte Ensemble kämpft tapfer gegen Drehbuchschwächen und die schauderhafter Inszenierung - und geht mit wehenden Fahnen unter. Übrig bleibt eine Westernkomödie, die ihr großes Potential nicht einmal ansatzweise auszuschöpfen vermochte.
Michael “Eminence” Reisner