Heute abend trafen sich Film- und Videospielpresse, um die ersten Minuten von James Camerons Megabudget-Sci-Fi-Projekt Avatar zu begutachten, und MovieGod.de war für Euch dabei.
Am kommenden Freitag werden die Szenen auch einer etwas breiteren Öffentlichkeit gezeigt.
Anders als bei der Star-Trek-Preview im vergangenen November gab es keine längeren Szenen zu sehen, sondern kurze Ausschnitte, die wenig Rückschlüsse auf die Qualität der Geschichte selbst erlauben.
Dies mag der geneigte Leser deuten, wie er will, dafür gab es eine Netzhautmassage vom Allerfeinsten.
Doch erst ein paar kurze Worte zur Handlung. 200 Jahre in der Zukunft hat die Menschheit die Rohstoffe der Erde ausgeschöpft. Da der Mensch nunmal der Mensch ist, wird nicht gespart, sondern auf anderen Himmelskörpern weitergerodet. Einer dieser Himmelskörper ist Pandora. Dort leben die dreieinhalb Meter hohen Na’Vis (mit ganz wichtigem Apostroph, um Wortspiele zu vermeiden), doch das hält die Menschheit natürlich nicht ab, den kostbaren Rohstoff “Unobtainium” abzubauen, der Sci-Fi-Fans bekannt vorkommen dürfte. Um sich auf dem Planeten ungestört bewegen zu können, verbinden die Außendienstler ihren Geist mit sogenannten Avataren, laborgezüchteten Mischungen aus Na’Vi und Mensch, die sich dann ferngesteuert bewegen. Unter ihnen ist auch der Held der Geschichte, der querschnittsgelähmte Marine Jake Sully (Sam Worthington), der sich auf Pandora in die Einheimische Neytiri verkuckt, die übrigens nicht so böse aussieht wie auf dem Teaser-Poster.
Der erste gezeigte Ausschnitt spielt in einem Camp der Armee, wo der übliche Offizier den üblichen Soldaten die übliche “Ihr werdet alle sterben”-Rede hält. Und hier sieht der Kinogänger dann auch endlich mal, wie ganz normale Realszenen in 3D aussehen können, wenn der Regisseur weiß, was er tut. Während bei My Bloody Valentine 3D ohne jedes erkennbare Bewusstsein Stereokameras statt regulären benutzt wurden, so dass der Zuschauer jedes Mal aus der Realität des Films geworfen wurde, wenn eine Lampe ungleichmäßig ins Bild leuchtete, greift hier alles schön ineinander. Danach ging es weiter ins Labor, wo Sully seinen Avatar begutachtet (aus dieser Szene stammt das erste offizielle Filmbild, oben zu sehen). Ein bisschen Geplänkel mit Kollegin Sigourney Weaver, und ab in die Fernsteuerungsanlage. Als er sozusagen im fremden Körper aufwacht, muss Sully sich nicht nur daran gewöhnen, gehen zu können, auch seine Körpergröße - und sein Schwanz - verlangen ein bisschen Feinjustierung. Der Anblick der kleinen Menschlein, die aufgeregt um den Avatar herumlaufen, wurde von Cameron auch sehr schön eingefangen. Effektvoll, nicht effekthascherisch - eine kleine Lektion in selbstbewusstem Filmemachen. Dann gab es endlich Pandora zu sehen, und hier drängt sich vor allem ein Wort auf: Schön.
Die Pflanzen und Tieren, die den Waldplaneten bevölkern, scheinen zwar allesamt nahe Verwandte auf der Erde gehabt zu haben - die gezeigten Tiere sehen verdächtig aus wie Dinosaurier - doch lässt man das gehetzte Gefühl der zusammengeschnittenen Szenen außer Acht, dürfte im fertigen Film eine Welt entstehen, die Avatar wirklich zu etwas besonderem macht. Die Na’Vis entstanden vollständig im Computer - Gestik und Mimik stammen natürlich von Schauspielern - und zeigen, dass sich die Welt seit Final Fantasy - The Spirits Within ein ganzes Stück weitergedreht hat. So richtig echt sehen sie natürlich immer noch nicht aus, aber Cameron hat das geschafft, was zumindest meine Wenigkeit nicht erwartet hat: Er, bzw. sein Spezialeffektteam, hat das ’Uncanny Valley’ überwunden, jenen Bereich der Künstlichkeit, in dem die Figuren fast menschlich aussehen, aber immer noch so künstlich, dass sie letztlich eher unheimlich wirken - siehe Der Polarexpress. Dass die Na’Vis blau sind und ebenso dünn wie groß, hilft dabei zugegebenermaßen, doch computergenerierte Protagonisten in einem Realfilm, die man auch in Großaufnahme als vollwertige Charaktere akzeptieren kann, sind schon eine Kinokarte wert.
Zu guter Letzt gab es einen kleinen Auslick auf eine der spektakuläreren Sequenzen, als die Na’Vis, darunter auch Sully, Flugsaurier bändigen, um auf ihnen zu fliegen. Wie sie das genau machen, darüber kann man wohl geteilter Meinung sein. Zumindest in der Kurzfassung sah es recht unsinnig aus. Von der Flugszene selbst gab es nicht mehr sonderlich viel zu sehen, außer dass die Canyons, durch die geflogen wurde, verdächtig nach Hawaii aussehen, wo die meisten vergleichbaren Filmszenen entstehen.
Und das war’s auch schon wieder. Insgesamt lässt sich sagen, dass Avatar ganz bestimmt ein optischer Leckerbissen wird, der auch von der 3D-Technik profitiert (und umgekehrt, versteht sich). Wie angenehm der vergleichsweise anstrengende Sehgenuss mit den Brillen über die stattliche Laufzeit von “über zweieinhalb Stunden” bleiben wird, ist natürlich Ansichtssache. Dass der Film sehenswert wird, darüber dürfte selige Einigkeit herrschen.
Felix “Flex” Dencker