USA, 2015
Kinostart: 23.07.2015
Yoda hatte Recht
Was für eine freudige Überraschung war es, als Edgar Wright die Regie von Ant-Man übernahm. Der Brite war von seinem ersten Film an ein Favorit bei Genrefreunden, da schien das skurrile Marvel-Projekt wie ein natürlicher nächster Schritt. Doch es sollte nicht sein. Wright und Marvel konnten sich nicht auf eine gemeinsame Vision einigen und gingen getrennte Wege. Das Studio, das auf Grund seiner langjährigen Planungen in Zeitnot geriet, griff in seiner Panik offenbar nach dem ersten Regisseur, den es zu greifen bekam: Peyton Reed, Regisseur des Vince-Vaughn-Jennifer-Aniston-Martyriums The Break-Up. Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, bis Marvels unglaubliche Strähne enden würde, und da ist es wohl Glück im Unglück, wenn es einen Superhelden trifft, dessen Rolle im Marvel-Universum mit “verzichtbar” noch wohlwollend umschrieben ist. Auch die Geschichte selbst liest sich für Marvel-Verhältnisse wenig aufregend: Der in die Jahre gekommene Wissenschaftler Hank Pym rekrutiert den Einbrecher Scott Lang, um sein größtes Geheimnis zu stehlen, bevor es seinem korrupten, ehemaligen Lehrling in die Hände fällt.
Wie also wurde ausgerechnet Ant-Man der unterhaltsamste Marvel-Film seit Guardians of the Galaxy..?
Den Anfang macht ein sympathischer und überraschend passend besetzter Hauptdarsteller. Paul Rudd ist nicht unbedingt die naheliegendste Wahl für einen Marvel-Superhelden; das gleiche gilt jedoch für Scott Lang. Ant-Man führt in unbekannte Regionen (oder sollte ich sagen “Dimensionen”?) des Marvel-Universums, da braucht es eine Hauptfigur, für die das Alles genau so neu ist wie für uns. Einen normalen Menschen also, und das wiederum ist Rudds Paraderolle. Weitere Unterstützung erhält er u.a. von Michael Peña, der sich als comic relief hervortut und manchen Lacher auf seiner Seite hat.
Gute Darsteller alleine wären allerdings wenig wert, hätte sich nicht auch Regisseur Reed als Glücksgriff erwiesen. Mit tatkräftiger Unterstützung des spritzigen Drehbuchs sorgt er sowohl in den charakterbetonten als auch in den Actionszenen für Stimmung und fängt sogar das Gerangel zwischen Lang und seiner Ex-Frau (Judy Greer) um die gemeinsame Tochter wirkungsvoll ein, ohne ins Melodramatische abzudriften.
Wie schon bei Guardians of the Galaxy ist es die vergleichsweise unbekannte Marke, die sich die meisten Freiheiten erlauben darf und somit auch die meisten Überraschungen bereithält. Nach dem etwas lustlos anmutenden Avengers 2 bringt Ant-Man mit originellen Actionszenen und sympathischen Figuren frischen Wind ins filmische Marvel-Universum.
Felix “Flex” Dencker