Originaltitel: Pineapple Express
USA, 2008
Kinostart: 23.10.2008
All the Real Men
Eine actiongeladene Kifferkomödie vom Regisseur von Undertow. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. David Gordon Green brachte zudem seinen Kameramann Tim Orr mit ins Boot, was zumindest visuelle Qualität garantiert. Diese beiden Fürsten des jungen amerikanischen Independentkinos drehten nun einen Film aus der Feder von Seth Rogen und Evan Goldberg, die im letzten Jahr mit Superbad eines der Glanzstücke aus dem Hause Judd Apatow geschrieben hatten. Apatow war auch bei diesem ungewöhnlichen Zusammentreffen als Produzent an Bord, dem Vernehmen nach stammt von ihm aber lediglich die Grundidee.
Dale Denton (Rogen) verdient sein Geld damit, wenig begeisterten Menschen gerichtliche Vorladungen unter zu jubeln. Zwischen seinen Aufträgen genießt er gerne einen gepflegten Joint (oder fünf) und verbringt mehr Zeit mit seinem Dealer Saul (James Franco) als mit seiner Freundin (Amber Heard). Eines schicksalsreichen Tages wird Dale Zeuge eines Mordes und lässt vor Schreck einen Joint der neuen Supersorte “Ananas Express” am Tatort zurück. Gangsterboss Ted Jones (Gary Cole) fällt es nicht schwer, die seltene Marijuana-Sorte zu identifizieren, und da Saul der einzige ist, der das Zeug verkauft, hetzt Jones den beiden seine Häscher auf den Hals.
Im Grunde ist Ananas Express nicht mehr eine Kifferkomödie als Redbelt ein Prügelfilm. Es ist ein Buddy Movie über zwei Freunde, die in einen Bandenkrieg geraten, und diese zwei Freunde sind eben permanent bekifft. Das Timing tut es ihnen kurioserweise nach. Die meiste Zeit wirkt Ananas Express, als habe man beim Schnitt die erhöhten Latenzzeiten eines fröhlich vernebelten Kifferpublikums im Hinterkopf gehabt, entsprechend dürfte ungeduldigeren Zuschauern schnell langweilig werden. Ein Gradmesser könnten die Filme von Wes Anderson sein, die in einem ähnlich unkonventionellen Rhythmus erzählt werden. Vor allem der - wenn auch ungleich blutigere - Showdown weckt Erinnerungen an den irrwitzig unfähigen Schusswechsel in Die Tiefseetaucher. Wie Rogen in einem Interview sagte, Teil des Witzes ist, dass niemand wirklich weiß, wie man kämpft. Der Kampf dauert ewig, weil einfach niemand die Fähigkeit besitzt, seinen Gegner ohnmächtig zu schlagen. Rundum Grund zur Freude gibt James Francos Rückkehr ins Komödienfach. Freaks and Geeks ist lange her, und seitdem war er nur noch in ernsten, meist schlecht gelaunten Rollen zu sehen, am prominentesten die des Harry Osborn in Sam Raimis Spider-Man-Filmen. Umso schöner seine Darstellung des Dealers Saul, die in ihrer kindlichen Unschuld herrlich entwaffnend geriet. Ebenfalls erwähnenswert: Danny McBride als mal mehr, mal weniger treuer Kumpel der beiden. McBride, der schon in All the Real Girls für Green vor der Kamera stand, scheint in diesem Jahr durchzustarten. Nach einer Rolle in Nie wieder Sex mit der Ex ist er bald in Tropic Thunder zu sehen, wo er einen übereifrigen Pyrotechniker spielt.
Ananas Express imitiert perfekt die Erfahrung, eine spannende, witzige und bewegende Geschichte von einem Kiffer erzählt zu bekommen. Es geht langsam voran, nicht alles ist immer nachvollziehbar, doch wenn man die Geduld aufbringen kann, ist es sympathisch und witzig. Wenn man in den selben Sphären schwebt wie der Erzähler, vielleicht noch ein Gutteil mehr.
Felix “Flex” Dencker