Originaltitel: American Dreamz
USA, 2006
Kinostart: 15.06.2006
Us-Präsident Staton (Dennis Quaid) ist nach seiner Wiederwahl alles andere als glücklich und begibt sich auf die Suche nach dem Sinn seines Amtes und der eigenen Identität. Wochenlang schließt sich das Staatsoberhaupt im Weißen Haus ein, um Bücher und Zeitungen zu studieren, was seinen Stabschef Wally Brown (Willem Dafoe), der seinem Boss bislang jede Information vorgekaut hat und daher die alleinige Schaltzentrale der Macht darstellte, zur Weißglut treibt. Um die besorgte Bevölkerung zu beruhigen, entschließt sich der findige Brown zu einer riesigen Werbekampagne, deren Höhepunkt ein Auftritt des Präsidenten als Jurymitglied im Finale der erfolgreichsten Tv-Show aller Zeiten, “American Dreamz”, ist. Das Us-Pendant zu “Deutschland sucht den Superstar” hat natürlich auch einen Dieter Bohlen. Dieser heißt Martin Tweed (Hugh Grant), der hinter den Kulissen die Kandidaten auswählt, die Show moderiert und auch noch den fiesen Kritiker spielt. Die aussichtsreichsten Kandidaten für das Finale sind der Jude Sholem Glickstein (Adam Busch), der Araber und Musicalfan Omer (Sam Golzari) und die White Trash-Queen Sally Kendoo (Mandy Moore). Doch als die große Abschlußshow ansteht, bahnen sich gleich mehrere Katastrophen an: Omer, ausgebildeter Terrorist und kürzlich aktivierter Schläfer, soll die Anwesenheit des Präsidenten für ein Selbstmordattentat nutzen und William Williams (Chris Klein), Sallys Freund und hochdekorierter Kriegsheld, hegt berechtigte Zweifel an der Aufrichtigkeit seines immer lächelnden Herzblatts.
Für den geringen Leseranteil, der es bis dato noch nicht in Erwägung gezogen hat: American Dreamz - Alles nur Show ist eine bissige Satire auf den amerikanischen Traum, das Showbusiness und die politischen Verhältnisse in den USA. Paul Weitz (American Pie, About a Boy) hat bereits in seine letzten Regiearbeit Reine Chefsache kritische Untertöne einfließen lassen und die weltweiten Globalisierungsbestrebungen und ihre Folgen auf die arbeitende Bevölkerung thematisiert. Als Regisseur und Drehbuchautor holt er nun zum Rundumschlag aus, ohne den Unterhaltungswert für sein Publikum zu vergessen. Die köstliche Figurenkonzeption, die sich unbestreitbar an wahre Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens anlehnt, sorgt bereits zu Beginn für so manchen Lacher. So ist beispielsweise die Figur des Wally Brown unverkennbar an Us-Vizepräsident Dick Cheney angelehnt. Willem Dafoe spielt diesen mit augenscheinlichem Gusto und sieht mit Glatze und Brille einfach zum Schießen aus. Sally Kendoo ist ein wachechter Britney Spears-Klon mit entsprechend ehrgeiziger Mutter (Jennifer Coolidge), die alles tut um ihr “Unschuld vom Lande - Image” an den Mann, sprich das abstimmende Fernsehpublikum zu bringen. So hat sie auch keinerlei Probleme damit, ihren Ex-Freund William für ihre Zwecke zu mißbrauchen, als dieser verwundet von seinem Kurztripp im Irak zurückkehrt. Chris Klein verkörpert den einfältigen Romantiker Williams erschreckend authentisch, Ex-Popsternchen Mandy Moore zeigt nach Saved! - Die Highschool Missionarinnen erneut ihr unbestreitbar vorhandenes schauspielerisches Talent und hatte sichtlich viel Spaß daran, das berechnende Blondchen mit dem Killerinstinkt zur Weltkarriere zu mimen. Dennis Quaid muss als Präsident hauptsächlich geistesabwesend und dümmlich dreinschauen, kann damit dem realen Amtsinhaber zwar nicht das Wasser reichen, kommt aber nahe an dessen Dumpfbackenblick heran. Auch Hugh Grant überzeugt auf ganzer Linie und beweist nach Bridget Jones zum wiederholten Male, dass ihm sarkastische Fieslinge durchaus gut zu Gesicht stehen. Sam Golzari als Terrorist wider Willen verleiht - mit tatkräftiger Unterstützung durch seinen tuntigen Cousin Iqbal Riza (Tony Yalda) und dessen gastfreundliche Familie - dem ach so bösen arabischen Volk ein liebenswertes Gesicht und nimmt damit die Rolle des (einzigen) Sympathieträgers ein. Zudem entsprechen Golzaris gesangliche Qualitäten jenen der meisten deutschen Superstars, was seine Figur um so glaubwürdiger macht.
Dass die Geschichte, satirisch überspitzt wie sie nun mal ist, völlig konstruiert und zweckdienlich ihren Lauf nimmt und trotzdem mit einem zumindest teilweise überraschenden Ende aufwarten kann, ist als zusätzlicher Pluspunkt zu werten und demonstriert einmal mehr, wie überlegt und pointiert Paul Weitz auch als Drehbuchautor zu Werke geht.
Fazit: American Dreamz - Alles nur Show ist eine stark gespielte Satire, die auf amüsante Art und Weise aufzeigt, dass die Grenzen zwischen Politik und Showbusiness schon lange verschwommen sind.
Michael “Eminence” Reisner