USA, 2009
Kinostart: 17.06.2010
Frau am Steuer
Amelia Earhart war die erste Frau, die alleine über den Atlantik flog. 1937 verschwand sie beim Versuch, die Erde zu umrunden.
Viel mehr erfährt man nicht, und das, obwohl Amelia auf gleich zwei Biografien basiert. Der Film beginnt mit ihrer ersten Atlantik-Überquerung 1928, bei der Earhart (Hilary Swank) neben einem Mann die zweite Geige spielen muss. Der Verleger George Putnam (Richard Gere), der schon Charles Lindbergh zum Star machte, inszeniert die Reise als feministischen Meilenstein, obwohl Earhart während es Fluges wenig mehr tut, als aus dem Fenster zu schauen. Die wahre Herausforderung folgt, als sie sich vier Jahre später entschließt, es alleine zu versuchen.
Die Frage, was genau an einer Atlantik-Überquerung so schwierig sein soll, beantwortet der Film nicht. Es gibt Bedenken, der Sprit könne ausgehen, doch darüber hinaus gibt es lediglich eine Szene, in der Earhart beinahe am Steuer einschläft.
Dem Zuschauer ergeht es ähnlich. In schlechtester Biopic-Tradition bewegt sich der Film von historischem Moment zu historischem Moment, ohne den Raum dazwischen mit Leben zu füllen. Die Darsteller bringen dabei eine erstaunliche Mittelmäßigkeit auf die Leinwand. Allen voran Richard Gere, der zwar einen gewissen Charme besitzt, sich ob der gekünstelten Dialoge allerdings sichtlich unwohl fühlt. Ähnliches gilt für Ewan McGregor, der als Gene Vidal ein geradezu gruseliges Dauergrinsen aufsetzt. Swank selbst besticht durch eine gewisse äußerliche Ähnlichkeit zu Earhart, doch die Entwicklung ihrer Figur beschränkt sich auf plötzlich vorhandene C-Körbchen in der zweiten Filmhälfte.
Als Rahmenhandlung dient der schicksalhafte letzte Flug, von dem Earhart und ihr Navigator (Christopher Eccleston) nie zurückkehrten. Was damals passierte, weiß man bis heute nicht, und der Film unternimmt auch keinerlei Versuch, das Rätsel zu lösen. Und so verlässt man das Kino mit dem guten Gefühl, gerade den längsten Wikipedia-Artikel aller Zeiten gelesen zu haben.
Felix “Flex” Dencker