Originaltitel: The X-Files - I Want to Believe
USA, 2008
Kinostart: 24.07.2008
Satz mit X
Sechs Jahre nach dem Ende von Akte X überkam Serienschöpfer Chris Carter und Produzent Frank Spotnitz eine überraschende Erkenntnis. “Ich war erstaunt zu hören, dass viele Kids von heute die Serie gar nicht mehr kennen”, wird Carter im Presseheft zitiert. Ein neuer Film soll die Jugend von heute also auf den Geschmack bringen und dabei die alten Fans natürlich nicht außen vor lassen. Leider übersahen Carter und Spotnitz eine bedeutende Tatsache: Die Episoden der Serie, die Carter selbst schrieb und inszenierte, waren nie so gut wie beispielsweise die von Rob Bowman oder Kim Manners. Von den Goldstücken, die Darin Morgan seinerzeit schrieb, gar nicht zu reden. Das Ergebnis ist entsprechend. Die Geschichte um entführte Frauen, einen pädophilen Seher und schwule russische Bösewichte mit schlechten Zähnen soll hier nicht vorweg genommen werden. Ihre schmerzhafte Inkonsistenz allerdings schon. Scully und Mulder haben sich in den sechs Jahren weiter entwickelt, Carters Fähigkeiten als Regisseur und Autor hingegen nicht. Selbst wenn man davon ausgeht, dass Carter nach dem enormen Erfolg der Serie eine gewisse Narrenfreiheit besitzt, ist es schwer begreiflich, dass die Chefetage von 20th Century Fox nach so einer langen Wartezeit ein derart löchriges Drehbuch durchwinkte. Es ist schön, Mulder und Scully auf der großen Leinwand zu sehen, denn die Chemie zwischen den beiden ist nach wie vor tadellos. Doch damit endet die Freude auch schon, denn der Film vermag mit den papierdünnen Nebenfiguren und zum Teil wirklich haarsträubenden Dialogen kaum echtes Interesse für die eigentliche Geschichte zu wecken. Im letzten Drittel wird es für eine Weile spannend, doch auch dieser Schwung verpufft durch einen völlig sinnfreien Deus Ex Machina, hanebüchene Plotwendungen und nicht zuletzt den unfreiwilligen Humor, der sich durch den gesamten Film zieht. Scully soll z.B. als fähige Ärztin etabliert werden, ihre Stammzellen-Recherche per Google mit anschließender Gehirn-Operation am nächsten Tag zeugt jedoch kaum von überragender Kompetenz. Auch sonst wird die angestrebte Dramatik immer wieder durch unnötige Blödsinnigkeiten vernichtet. Selbst das übernatürliche Element wirkt aufgesetzt und undurchdacht. In der Serie wurde so manche originelle Episode um übernatürliche Phänomene gestrickt, hier jedoch scheint es wie reiner Selbstzweck. Billy Connelly ist als ehemaliger Priester interessant besetzt, bringt mit seinen Visionen allerdings keinerlei Hinweise zutage, die Gil Grissoms Csi-Team nicht mittels einiger Lackkratzer und Dna-Spuren hätte finden können.
Akte X ist tot - pinkeln wir doch noch einmal auf ihr Grab. Jenseits der Wahrheit wird kaum neue Fans für die Serie gewinnen, denn diese langweiligen, oft unfreiwillig komischen 105 Minuten machen nicht gerade Lust auf mehr. Tipps für einen besseren Einstieg in dieses sehenswerte Universum gibt es hier. Beinharte Fans der Serie, denen ein paar Charaktermomente zwischen Mulder und Scully das Eintrittsgeld wert sind, werden sich von negativen Kritiken ohnehin nicht abbringen lassen. Der Rest sollte sich die Enttäuschung ersparen.
Felix “Flex” Dencker