USA, 2013
< Eight
Ein neuer Film von M. Night Shyamalan ist immer ein Ereignis. Nicht unbedingt für das Kinopublikum, ohne Frage jedoch für die Kritiker. Shyamalans Karriere umfasst eine immense Bandbreite, von Ikonischem wie The Sixth Sense und Unterschätztem wie Unbreakable über den unfreiwillig komischen The Happening und die lachhafte Selbstbeweihräucherung von Lady in the Water bis hin zur atemberaubenden Stümperhaftigkeit von The Last Airbender. Die Frage, wo in diesem weit gesteckten Rahmen sein neues Werk landet, bleibt also spannend.
Der Film erzählt von Supersoldat Will Smith und seinem Sohn Mini-Me, die in einer betont futuristischen Welt leben, 1.000 Jahre, nachdem die Menschheit die Erde verlassen hat. Die beiden haben nie viel Zeit miteinander verbracht, und als sie endlich eine gemeinsame Reise unternehmen, stürzt ihr Raumschiff über einem fremden Planeten ab. Um welchen Planeten es sich bei dieser geheimnisvollen Welt handelt, ist für die beiden eine größere Überraschung als für jeden Zuschauer, der es geschafft hat, sich den Titel des Films zu merken. Wie es sich für einen Absturzfilm gehört, liegt der Peilsender im abgespaltenen und weit entfernten Heck des Schiffs, und so muss Mini-Me sich auf eine Reise begeben, im Laufe derer er endlich lernt, so furchtlos zu werden wie sein Vater. Leider erklärt der Film nicht das Überwinden eben dieser Angst zum Ziel, sondern das Unterdrücken. Somit fällt die scheinbar angedachte pädagogische Komponente flach, denn mutig ist nicht der, der angstfrei lebt, sondern derjenige, der sich seiner Angst stellt.
Dass die zentrale Charakterentwicklung derart misslingt, ist nur eines von zahllosen Problemen. Dass in der Folge die Hauptfigur keinerlei Sympathiepunkte verbuchen kann, ist ein weiteres. Shyamalan inszeniert sein Science-Fiction-Abenteuer als Folge von Großaufnahmen von Jaden Smiths Gesicht, das permanent verängstigt aussieht, um kurz vor Schluss urplötzlich heroisch zu versteinern. Väterchen Will bleibt mit verletztem Bein im Flieger sitzen und gibt Anweisungen, unterbrochen von wachsenden Erschöpfungspausen. Für Spannung zu sorgen, bleibt somit alleine der Tierwelt überlassen, doch auch dies gelingt kaum. Ein paar kurzatmige Paviane hier, ein unerklärlich motivierter Adler dort - das einzige Tier, das Mini-Me wirklich aus dem Trab bringt, ist eine giftige Schnecke. Wirklich gefährlich ist lediglich ein Monster, das - hier besinnen sich die Menschen auf alte Traditionen - aus der neuen Heimat importiert wurde und sich offensichtlich beamen kann.
Eine Erde, auf die seit 1.000 Jahren kein Mensch mehr einen Fuß gesetzt hat und auf der dennoch alles im Eiltempo mutiert ist, um Menschen zu töten. Ein unsinniges Monster, ein Protagonist, der den ganzen Film über in einem Sessel sitzen bleibt und eine Hauptfigur, deren absichtliche Entwicklung zum Zombie den emotionalen Dreh- und Angelpunkt bildet. After Earth ist sicher nicht der Tiefpunkt von M. Night Shyamalans Schaffen, doch dies wäre auch ein nahezu unerreichbar niedrig gestecktes Ziel. 100 Minuten Langeweile, durchzogen von unfreiwilligem Humor, sollten dennoch motivieren, einfach mal zuhause zu bleiben.
Felix “Flex” Dencker