USA, 2009
“Nobody wins a giant-ass panda!“
Wir schreiben das Jahr 1987. James Brennan (Jesse Eisenberg) hat nicht nur das College hinter sich, sondern auch seine erste richtige Beziehung. Jungfrau ist er zwar immer noch, doch die Vorfreude auf den geplanten Sommertrip mit Freunden nach Europa macht den Liebeskummer erträglich. Als sein Vater (Jack Gilpin) an einen anderen Arbeitsplatz versetzt wird, an dem er weit weniger verdient, fällt nicht nur die Reise flach, auch das geplante Journalismusstudium an der Columbia Universität gerät in Gefahr. Ein Sommerjob muss her, und mangels Alternativen heuert James im Freizeitpark “Adventureland” an. Dort wimmelt es nicht nur vor skurrilen Typen wie dem Chef-Pärchen (Bill Hader, Kristen Wiig) oder Sonderling Joel (Martin Starr), auch die hübsche Em (Kristen Stewart), in die sich James alsbald verliebt, schlägt dort ihre Zeit tot. Doch Em führt eine heimliche Beziehung mit dem verheirateten Mike (Ryan Reynolds).
Vor zwei Jahren gelang Regisseur Greg Mottola mit dem von Judd Apatow produzierten Superbad ein Überraschungshit - eine mit deftigen Zoten gewürzte, aber charmante und ehrliche Geschichte über Jungenfreundschaften. Für Adventureland schrieb Mottola auch gleich das Drehbuch und legte augenscheinlich mehr Wert auf Charakterarbeit als auf vordergründigen Humor. Schenkelklopfer wie in Superbad sucht man also vergebens, dafür erwartet das Publikum einer der schönsten und aufrichtigsten Filme über das Erwachsenwerden und die Liebe seit vielen Jahren. Mottola verzichtete dabei auf plumpe Schwarzweißmalerei, ließ alle seine Protragonisten Fehler begehen, die irrational und doch nachvollziehbar sind und machte sie dadurch erst richtig glaubwürdig und symphatisch. Besonders merkt man dies der zunächst antagonistisch anmutenden Figur des Mike an, der ein simpler Bösewichtsanstrich jedwede Tiefgründigkeit genommen hätte. Das Erzähltempo ist bedächtig, aber nicht ohne Schwung. Der Humor bleibt überwiegend leise, manchmal auch ironisch und immer im Dienste der Geschichte und ihrer Charaktere. Über all dem schwebt ein wunderbar unprätentiöser Nostalgie-Schleier: Mottolla setzt den Achtzigern damit ein liebenswertes Denkmal, deren fabelhafter Musik mit einem exzellenten Soundtrack (u.a. The Cure, Falco und vor allem Lou Reed) gehuldigt wird, ohne die Mode und das politische Klima der Reagan-Präsidentschaft auszuklammern.
Auf Seiten der Schauspieler liefert Jesse Eisenberg eine Glanzvorstellung ab. Als schüchterner, intelligenter und warmherziger James schafft er es binnen kürzester Zeit, das Publikum für sich zu gewinnen und ihn liebend gerne bei seiner Reise durch einen ereignisreichen Sommer zu begleiten. Kristen Stewart beweist als rebellische Em abermals, dass ihre schauspielerischen Fähigkeiten nicht nach dem zunehmend nervtötenden Twilight-Hype bewertet werden sollten. Ryan Reynolds agiert angenehm zurückhaltend, Martin Starr entzieht sich mit nuanciertem Spiel einem drohenden Sidekick-Dasein und Margarita Levieva spielt Lisa P, die begehrteste Angestellte des Freizeitparks, erfrischend unverbraucht. Bill Hader und Kristen Wiig, beides bekannte Saturday-Night-Live-Größen, sorgen für die lustigsten Momente des Films, schaffen es darüber hinaus aber auch, sich als verschroben-herzliches Elternpaar der Adventureland-Gemeinde zu etablieren.
Fazit: Eine kleine Filmperle im von allerlei überproduzierten Seegurken besiedelten Blockbuster-Meer dieses Sommers. Unbedingt ansehen.
Michael “Eminence” Reisner