Deutschland, 2007
Kinostart: 20.03.2008

Lysistrata in Aserbaidschan

Ein vergessenes kleines Dorf, irgendwo am Rande der Seidenstraße. Seit ihrer Kindheit wissen Aya und Temelko, dass sie füreinander bestimmt sind. Nun, im Teenageralter, beginnen sich die Hormone zu regen, doch die Tradition stellt vor die erste Liebesnacht ein gemeinsames Bad, und gerade als die Sterne richtig stehen, versiegt das Wasser. Die Männer des Dorfes kommen auch gut ohne aus, aber die Frauen lassen sich diese Faulheit nicht lange gefallen und stellen ihre Angetrauten vor die Wahl: Entweder, sie reparieren die marode Pipeline, oder es gibt keinen Sex mehr. Da die Männer um das bequeme Patriarchat fürchten und sich entsprechend weigern, muss Temelko alleine eine Lösung finden.

Die Inhaltsangabe verrät im Grunde kaum etwas über Veit Helmers neuen Film, denn er lebt nicht gerade von einem besonders ausgeklügelten Plot. Zahllose skurrile Einfälle sind es, die ihm seinen Namen und auch eine beträchtliche Portion Charme verleihen. Schon die Besetzung geriet dabei kreativ. Neben Maximilian Mauff (demnächst auch in Die Welle zu sehen) und der Tschechin Kristyna Malerova, die ihr Spielfilmdebut gibt, sind Schauspieler aus 14 weiteren Ländern vertreten. Dieser Umstand trägt maßgeblich zur urigen Atmosphäre bei und wird nicht problematisch, denn der Film kommt fast ohne Dialoge aus. Dafür gibt es ein nahezu omnipräsentes Voiceover, das gelegentlich auch schon mal mehr erklärt als nötig. Rundum witzig sind hingegen die einfallsreichen - und fast ausnahmslos lebensgefährlichen - Apparaturen, die Temelko ersinnt, um seiner Süßen die ersehnte Schwerelosigkeit nahe zu bringen. Ob er sie mit einer Rakete in die Luft jagt oder in einem Ruderboot über das Dorf schweben lässt, sein guter Wille lässt immer wieder darüber hinwegsehen, dass er hoffnungslos übers Ziel hinaus schießt. Selbiges lässt sich auch über den Film sagen, der sich in einem Niemandsland irgendwo zwischen irdischer Romanze und Gilliam’scher Groteske einpendelt und in seiner Episodenhaftigkeit die humorige Skurrilität allzu oft vor eine glaubwürdige Entwicklung der Figuren stellt. Die charmanten Darsteller, die witzigen Einfälle und auch die süße Geschichte machen Absurdistan jedoch zum Pflichtprogramm für diejenigen, die sich mal nach etwas Abwechslung sehnen.

Felix Flex” Dencker