USA, 2007 Kinostart: 05.04.2007
Hochglanz-Porno für Gore-Hounds
Die Armee des Xerxes bahnt sich unaufhaltsam ihren Weg durch Griechenland. Ein Stadtstaat nach dem anderen fällt der erschreckenden militärischen Übermacht zum Opfer. Nur Leonidas, König der Spartaner, weigert sich, vor Xerxes zu knien. Als ein verräterisches Orakel Leonidas verbietet, mit seiner Armee in den Krieg zu ziehen,wiedersetzt er sich den ehernen Gesetzen und zieht mit einer Truppe von gerade mal 300 treuen Männern in den Kampf.
Na bitte, so wird das gemacht. Nachdem Marcus Nispels Pathfinder auf ganzer Linie enttäuschte, serviert Zack Snyder mit der Adaption von Frank Millers Graphic Novel ein Schlachtfest, das Blut, Pathos und Bildgewalt in schier atemberaubender Menge auf die Leinwand ballert. Allerdings sollte sich der geneigete Zuschauer die Trailer sehr zu Herzen nehmen. Wem die dort angedeutete Theatralik sauer aufstößt, der wäre in jedem anderen Saal besser beraten. Getreu der Vorlage schaufelt Snyder Klischee auf Klischee und erbaut daraus einen undurchdringlichen Schutzwall gegen jede Subtilität. Von der Schlacht zur Legende, von der Legende zur Graphic Novel, von der Graphic Novel zum Hollywood-Blockbuster - man muss kein Filmtheoretiker sein, um sich auszumalen, dass Narnia im Vergleich dazu eine leise Charakterstudie war.
Dass sich der ein oder andere am Mangel an historischer Genauigkeit stören würde, war bereits im Vorfeld abzusehen. Damals seien keine Nashörner in die Schlacht gezogen, Xerxes sei kein Riese gewesen und überhaupt sei nicht gesichert, dass die Schlacht damals so ablief. Na und? Die überdimensionalen Elefanten, der bucklige Ephialtes und Xerxes’ Ork-Armee machen mehr als deutlich, dass Snyder, ebenso wie Miller, eine extrem subjektive Sichtweise einer Schlacht zeigen wollte. Das Bestreben nach historischer Genauigkeit war vermutlich ungefähr so groß wie bei Star Wars.
Doch auch für diejenigen, die dem comichaften Pathos ebenso entgegenfiebern wie dem überzeichneten Realitätsbild, gibt es Kritikpunkte. Ausgerechnet gegen Ende wird es etwas langatmig, da Snyder und seine Co-Autoren die Politik einbeziehen und der Geschichte einen weiteren, überflüssigen Verräter hinzufügen. Ob es zudem ein Zugeständnis an die Political Correctness war, Leonidas’ Frau einen derart bedeutenden Part zuzuschustern, oder ob es dazu dienen sollte, die Laufzeit zu verlängern, kann ich nicht beurteilen. Mir hätte ein knackiger 90-Minüter ohne das Palaver besser gefallen. Zudem geriet das Budget immer wieder an seine Grenzen, vor allem, wenn nicht sämtliche Kulissen aus dem Computer kamen. Die Eingangsszene, in der es der junge Leonidas mit einem Wolf zu tun bekommt, sieht aus, als sei sie in einem Schuhkarton gedreht worden.
Derlei Kleinigkeiten sollen uns aber nicht weiter stören. Auch wenn 300 kein Film ist, den man sich mehrmals ansehen muss, liefert er doch das, was er verspricht: Urgewaltige Schlachten, ohne störende Zurückhaltung erzählt und optisch einzigartig festgehalten. Ganz sicher kein großartiger Film. Aber ein großartiges Kinoerlebnis.
Felix “Flex” Dencker