USA, 2007 Kinostart: 14.02.2008
Hochzeiten. Frauen lieben sie, Männer hassen sie. Während für sie zeitweilig Blumenarrangements, Sitzordnungen und vor allem Reinhungern ins Brautkleid zum Mittelpunkt des Universums werden, weiß er nicht mehr so recht, was das alles mit der eigentlichen Beziehung und dem Bund fürs Leben zu tun hat und hätte doch lieber was Kleineres, Intimeres gemacht. Zu klischeehaft? Willkommen in der Welt von 27 Dresses.
Die beiden eingangs skizzierten Haltungen werden in humoristisch überspritzten Figuren dargestellt: Zum einen in der süßen Jane (Katherine Heigl), die sich in 27 mal Brautjungfernschaft zur Hochzeitsexpertin mit veritablem Helfersyndrom ausgebildet hat und heimlich ihren Chef anschmachtet. Auf der andere Seite Kevin (James Marsden), der Hochzeiten für verlogene Kommerzveranstaltungen hält, aber nichtsdestotrotz seinen Lebensunterhalt damit fristet, als Journalist von ihnen zu berichten. Natürlich laufen sich die beiden über den Weg und finden einander zunächst unausstehlich. Während er eine große Story über die ewige Jungfer wittert, muss Jane damit zurechtkommen, dass ihre Schwester den begehrten Chef im Sturm genommen hat, und sie als Expertin die Hochzeit planen darf.
Wer in seinem Leben jemals eine RomCom gesehen hat, weiß, wie es weitergeht. Es kommt genau so. 27 Dresses ist in etwa so kreativ wie Malen nach Zahlen, ein völlig aseptisches Fließbandprodukt aus Hollywood, das eine Zuckerwattewelt darstellt, in der Katherine Heigl als Mauerblümchen und Gelboy James Marsden ist als zynischer Schreiberling durchgehen. Man muss dem Film aber auch zugute halten, dass er an keiner Stelle mehr zu sein vorgibt, als er ist. Das witzfreie Augenzwinkern, dass Love and Other Disasters so unerträglich macht, bleibt einem hier erspart. Das Drehbuch jagt die Figuren zwei Stunden lang von einer lahmen Szene in die nächste, wozu dann ein daumendick aufgetragener Streicherbrei die Emotion zaubern soll. Hin und wieder springt auch ein kleiner Lacher dabei raus, und auch zwischen Heigl und Marsden stimmt die Chemie, obwohl ihnen keine gute gemeinsame Szene vergönnt ist. Und obwohl er in seiner Rolle etwa so glaubhaft ist, wie er es als Sumoringerin wäre, kann Marsden auch noch als Diätmargarine des Zynismus wie eine Insel der Vernunft aus dem Meer von Erdbeersekt ragen. So richtig lahm ist allerdings der Unterplot um die Schwester, die sich für ihren Ehemann verbiegt, während er sie für unglaublich authentisch hält. Sie ist nämlich gar keine Vegetarierin! Und Hunde mag sie in Wahrheit auch nicht! Wenn ein Film, der eine reine Zuckerwattewelt zeigt, auch noch ein Lehrstück über Aufrichtigkeit sein möchte, ist das schon etwas peinlich. Dann habt doch erstmal die Eier, ein richtiges Mauerblümchen zu besetzen, liebe Filmemacher! Letztendlich hält 27 Dresses die Grenzen des Genres strengstens ein, im positiven wie im negativen Sinne. Wem also nach einem Remake von The Wedding Planer mit einer modischen Komponente ist, kann einen Besuch wagen.
Sven Ole ‚Leisure Lorence‘ Lorenzen