USA, 2010 Kinostart: 17.02.2011
Keine Zombies, versprochen.
127 Hours erzählt die Geschichte des Kletterers Aron Ralston, dessen rechter Arm im Jahre 2003 bei einer Wanderung von einem Felsbrocken eingeklemmt wurde. Fernab jeder Zivilisation blieb Ralston in einem versteckten Canyon, mit zu wenig Wasser, zu wenig Essen und kaum mehr als einem stumpfen Taschenmesser ausgerüstet. Die Tortur, die er durchlebte, inszeniert Danny Boyle als packende Ein-Mann-Show, in der ein Abenteurer, der dafür lebt, an seine Grenzen zu gehen, über diese hinauswachsen muss.
James Franco liefert dabei ein beeindruckendes Schauspiel ab, das ihm zurecht eine Oscar-Nominierung bescherte. Er spielt Ralston als unermüdlichen Sunnyboy, der auch noch für einen Spaß zu haben ist, als er bereits seit mehreren Tagen festsitzt. Umso schwerer wiegt die unausweichlich heranrückende Gewissheit, als Wasser und Kraft schwinden und immer klarer wird, dass er seinen Arm nicht aus der Falle wird befreien können.
Regisseur Boyle inszeniert die wichtigen Momente packend und eindringlich. Leider kommt seine etwas hyperaktive Regie der kammerspielartigen Thematik mehr als einmal in die Quere. Boyle füllt die 94 Minuten Laufzeit mit Erinnerungen an Ralstons Freundin, Grußbotschaften an die Eltern und mit Splitscreen-Spielereien inszenierten Reflektionen über Leben und Tod auf, während Ralston wieder und wieder erfolglos versucht, sich zu befreien. Diese Szenen bergen zum Teil wichtige Einblicke in Ralstons Charakter, bleiben oft aber schlicht belanglos. Vor allem sorgt der ständige Blick weg von der Ausweglosigkeit der Gegenwart, hin zum Mutterbauch der Vergangenheit dafür, dass der Zuschauer sich immer wieder entspannen kann. Dem Protagonisten ist dies jedoch nicht vergönnt, und wie Buried unlängst demonstrierte, wäre es wirksamer gewesen, den Zuschauer den zähen Fluss der Zeit deutlich spüren zu lassen. Als es auf das Ende zugeht, fokussiert Boyle seinen Blick wieder und beschert dem Film ein Finale, das mit seiner Spannung das Versprechen der ersten Filmhälfte doch noch einlösen kann.
127 Hours ist fesselnd, wenn auch nicht so konsistent, wie er es sein könnte. Der Film lebt von einer spannenden Ausgangssituation und Momenten durchdringender Intensität. Vor allem lebt er aber von seinem Hauptdarsteller. James Franco zeigt eine Bandbreite wie noch nie und entlässt das Publikum mit einer Frage, zu der nicht viele Filme “nach einer wahren Begebenheit” inspirieren: Was würde ich tun?
Felix “Flex” Dencker