USA, 2008
Kinostart: 13.08.2009
Love Song for Bobby Long
Kevin Smith kann exakt eine Sache, und die kann er gut: Dialoge schreiben. Eine andere Sache kann er leider nicht, und das ist Regie führen.
Zack & Miri Make a Porno, der aus unerfindlichen Gründen mit einem dreiviertel Jahr Verspätung in die deutschen Kinos kommt, macht beides einmal mehr deutlich.
Zack (Seth Rogen) und Miri (Elizabeth Banks) sind seit der ersten Klasse befreundet. Ihrer kleinen Wg im verschneiten Pittsburgh droht das Aus, als sie ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können. Angeregt durch eine Zufallsbekanntschaft kommt Zack die rettende Idee, einen Pornofilm zu drehen, um wenigstes ein bisschen Geld in die Kasse zu bringen. Nach anfänglichen Zweifeln ist Miri an Bord, denn schließlich geht es ja nur um Sex. Wenn die Fronten im Vorfeld geklärt sind, wird die Freundschaft schon nicht darunter leiden.
Doch erstens kommt es anders…
Angesichts der Menge an Judd-Apatow-Produktionen in den letzten zwei Jahren gibt es kaum noch Us-Komödien, in denen nicht der eine oder andere Apatow-Veteran vorkommt. Doch mit Rogen und Banks in den Hauptrollen sowie Craig Robinson und Gerry Bednob in Nebenrollen lässt sich ein gewisses Déjà-vu-Gefühl nicht verleugnen. Und eine gewisse Anlehnung ist ja auch nur fair, schließlich wären Apatows Schimpfwort-Orgien ohne Smiths Vorarbeit nur schwer vorstellbar. Für seine treuen Fans füllte er die Besetzung mit seinen eigenen Veteranen Jason Mewes und Jeff Anderson auf.
Und noch etwas hat Smith von Apatow übernommen: die Produktionswerte. Zack & Miri wirkt für Smiths Verhältnisse erstaunlich hochwertig. Die Kamera bewegt sich, alles ist gut ausgeleuchtet, ein Traum.
Leider wächst Smiths Inszenierung nicht mit ihren Möglichkeiten. Der krude Erzählstil, der seinen Frühwerken einen immensen Charme verlieh, tritt hier noch stärker zutage, und ohne den gefühlten Underdog-Bonus gehen einige Gags baden. Deren schierer Masse ist es zu verdanken, dass dennoch einiges zum Lachen bleibt, eine Ader für Smiths Humor natürlich vorausgesetzt.
Zack und Miri sind sympathische, betont durchschnittliche Menschen und mit Rogen und Banks klasse besetzt. Smith gelingt das kleine Wunder, die beiden über Dinge wie Amazon-Wunschlisten reden zu lassen, ohne dabei so bemüht neumodisch zu klingen wie in romantischen Komödien üblich. Im letzten Drittel gibt es einige Charaktermomente, die den Zuschauer emotional bewegen sollen, durch die überzogene Regie und mangelnde Schauspielführung aber schrecklich melodramatisch geraten. Vor allem Rogen ist es zu verdanken, dass der emotionale Teil der Geschichte nicht kurz vor Ende im Ofen landet.
Bei den Nebendarstellern gefällt vor allem Robinson in der eigentlich klischeehaften Rolle des Möchtegern-Alphatiers, das bei seiner Ehefrau unterm Pantoffel steht. Zur tragischen Figur wird Jason Mewes, hier mit kurzen Haaren zu sehen. Schön, dass der kultige Schauspieler seine Drogenprobleme in den Griff bekommen hat, doch leider wirkt seine Komik nun viel zu bemüht. Bleibt zu hoffen, dass er zu alter Form zurückfindet, ohne auf alte Gewohnheiten zurückzufallen.
Es gibt einiges zu motzen, doch unterm Strich läuft es auf eines hinaus: Man bekommt ziemlich genau das, was man erwarten kann, wenn Kevin Smith einen Film mit dem Titel Zack & Miri Make a Porno dreht: Überzogenen Schimpfwort-Humor, ein bisschen harmlose Schmuddeligkeit und lebensechtere Figuren als irgendwo sonst im Genre.
Insofern eine Empfehlung für Fans.
Felix “Flex” Dencker