Peter Garrett (Chris O´Donnell) trägt eine schwere Last mit sich herum. Vor Jahren war er gezwungen, bei einer Klettertour das Leben seines Vaters zu opfern, um sich selbst und seine Schwester Annie (Robyn Tunney) zu retten. Diese ist inzwischen (um keinen Tag gealtert) zur besten Bergsteigerin der Welt geworden und arbeitet für den Milliardär Elliot Vaughn (Bill Paxton), der im Zuge einer Promotion-Tour den K2 (gespielt vom Mount Cook in Neuseeland) besteigen will.
Als die Truppe durch einen Sturm in eine Gletscherspalte fällt erhält Peter endlich Gelegenheit, die Sympathie seiner Schwester zurückzugewinnen, indem er ihr erneut das Leben rettet. Es werden drei Rettungsteams aufgestellt, um die Verschütteten auf verschiedenen Routen zu suchen. Und weil gerade eine pakistanische Militärbasis in der Nähe ist nimmt jedes Team eine Flasche Nitroglyzerin mit, um die Gletscherspalte aufzusprengen.
Peters Team wird von Montgomery Wick (Scott Glenn) angeführt, der einst auf diesem Berg seine Frau verlor und seitdem irgendwie dort lebt. Er hat mit Vaughn noch ein Hühnchen zu rupfen…
Vertical Limit bedient sich mit vollen Händen aller erdenklichen Klischees. Die dramatische Eingangssequenz, die mit dem Tod des Vaters endet und den Bruch der beiden Geschwister begründet erinnert doch sehr stark an Renny Harlins Cliffhanger. Leider beschränkt sich nahezu jegliche Originalität darauf, Cliffhanger zahlenmäßig zu überbieten, was dazu führt, daß eine große Gruppe von Leuten losziehen muß, damit mehr Leute von Lawinen überrollt, mehr Leute bei Explosionen getötet werden und mehr Leute vom Berg fallen können.
Regisseur Martin Campbell (Goldeneye) tut sein bestes, um das wilde Treiben spannend zu inszenieren. Doch leider war Drehbuchautor Robert King der Begriff “Spannungsbogen” ein Fremdwort. Der Film fängt mit einer Extremsituation an, hangelt sich dann weiter zu anderen Extremsituationen und endet mit einer Extremsituation.
Dazwischen bleibt kaum Luft. Die beiden Brüder Azis und Cyril, der Inder Kareem (Alexander Siddig) und die anderen sind anscheinend alle nur da, um auf möglichst spektakuläre Art und Weise (d.h. durch das Nitroglycerin) zu sterben. Daß ein anderer als Peter dessen Schwester findet hat wohl kaum jemand erwartet.
Auch die Liebesgeschichte zwischen Peter und der Bergsteigerin Monique (Izabella Scorupco) kann keine großen Gefühle wecken, da sie sich nicht entwickelt, sondern einfach plötzlich da ist. Schließlich ist seine Schwester zu krank, um für ein “Happy End” zu reichen.
Die schlechten Bluescreen-Tricks tun ihr übriges. So sieht man in der “Todeszone” in 8000 Meter Höhe nicht einmal die Atemluft der Protagonisten entweichen.
Daß sich die Kameras in den Sonnenbrillen spiegeln, das Nitroglycerin die Farbe wechselt und ähnliche Kleinigkeiten machen dagegen schon wieder Spaß.
Vertical Limit wollte ein altes Genre wieder auferstehen lassen. Auch wenn es statt des Abenteuerfilms das Genre des Exploitation-Films geworden ist, kann man sich doch amüsieren. Man muß nur rechtzeitig Gehirn und Anspruch abstellen. Aber dabei leistet schon der offensichtlich aus Plastik hergestellte Adler in der ersten Kameraeinstellung Schützenhilfe.
Felix Dencker