Originaltitel: Perfect Stranger
USA, 2007
Kinostart: 12.04.2007
Rowena Price (Halle Berry) ist Journalistin aus Leidenschaft. Kurz nachdem sie um eine große Skandalstory betrogen wurde, wird auch noch Grace (Nicki Aycox), eine Freundin aus Kindertagen, ermordet. Wenige Tage zuvor hat diese der findigen Reporterin noch aufschlussreiches Material über ihre sexuelle Beziehung zum verheirateten Pr-Genie Harrison Hill (Bruce Willis) zukommen lassen. Da der steinreiche Charmebolzen die blonde Gespielin jedoch recht ungalant abserviert hat und Grace sich daraufhin rächen wollte, indem sie der Frau des umtriebigen Mannsbildes die heißblütige Affäre beichtet, mutiert Hill zum Hauptverdächtigen Nummer 1. Mit Hilfe ihres Kollegen, dem Computerexperten Miles (Giovanni Ribisi), versucht Rowena genügend Beweise zu sammeln, um Hill hinter Gitter zu bringen und als Sahnehäubchen eine fette Schlagzeile abzustauben. Doch schon bald verstrickt sie sich in ein tödliches Spiel aus versteckten Obsessionen und schrecklichen Geheimnissen.
Mit Verführung einer Fremden präsentiert uns der erfahrene Regisseur James Foley (u.a. Glengarry Glen Ross und Corruptor - Im Zeichen der Korruption) einen Thriller mit Starbesetzung, der mindestens ebensoviel Schatten wie Licht bietet und eine Menge an vorhandenem Potential verschenkt. So verfügt Todd Komarnickis Drehbuch zwar über ein solides Grundgerüst mit einer gelungenen Auflösung, nimmt jedoch immer wieder die eine oder andere Abkürzung, um vorhandene Plotlöcher zu stopfen. Dadurch wirkt das Skript oftmals unnötig konfus und überladen. Die schwachen Dialoge machen vor allem das zweite, mit gähnender Geschwätzigkeit versehene Filmdrittel zur echten Geduldsprobe. Am schwersten wiegt jedoch Foleys unerhört biedere Inszenierung, die durchaus vorhandene Spannungsmomente zielsicher in den Sand setzt, um weitere uninspirierte Kamerafahrten einzubauen oder erneute Nahaufnahmen der zugegebenermaßen feschen Hauptdarstellerin zu zeigen.
Womit wir beim Ensemble wären, dessen erfreuliche Leistung den Film vor einem Totalausfall rettet. Halle Berry tut ihr Möglichstes, um dem wirren Plot ihren Stempel aufzudrücken und macht - egal ob tränenüberströmt im Schlabberlook oder sexy in ständig wechselnden, aufreizenden Outftits - über die gesamte Laufzeit hinweg eine gute Figur. Bruce Willis hatte sichtlich Spaß an seiner Verführerrolle und verleiht dem charmanten Frauenhelden ein Maximum an Coolness. Giovanni Ribisi spielt abgedrehte Rollen wie die des ambivalenten Nerds Miles ohnehin im Schlaf. Ein dickes Minus geht jedoch an dessen Synchronisation: Der gute Mann ist in Verführung einer Fremden zwar häufig besoffen, deshalb besteht aber noch lange nicht die Notwendigkeit, ihn ständig lallen zu lassen.
Fazit: Die gut aufgelegte Darstellerriege und das gelungene Finale machen aus dem lahmarschig in Szene gesetzten Thriller gerade noch einen Tipp fürs Heimkino.
Michael “Eminence” Reisner