USA, 2007
Kinostart: 29.03.2007
Nachdem mittlerweile so ziemlich alles halbwegs verwertbare an Tieren und Gegenständen zum digitalen Leben erweckt wurde, ist es nach Die Unglaublichen einmal mehr Disney, die sich der computergenerierten Darstellung von Menschen annehmen, mit der Verfilmung von William Joyces Kinderbuch A Day in the Life of Wilbur Robinson.
Triff die Robinsons erzählt die Geschichte des 12jährigen Waisenjungen Lewis, den unglücklicherweise niemand adoptieren will. Nach der jüngsten Zurückweisung beschließt der kleine Hobbyerfinder eine Maschine zu entwickeln, die verloren gegangene Erinnerungen per Gehirnscan wieder auftreibt, um so seine leibliche Mutter ausfindig zu machen. Überraschenderweise gelingt ihm sogar der Bau der Maschine, doch sie wird vom mysteriösen “Melonenmann” gestohlen. Als dann ein Gleichaltriger namens Wilbur Robinson mit einer Zeitmaschine auftaucht, ist das Chaos perfekt und für Lewis beginnt eine abenteuerliche Reise zwischen Gegenwart und Zukunft, auf der Suche nach seiner Erfindung und seiner Familie.
Erfreulicherweise rückte Disney die Story in den Vordergrund und trimmte die Optik auf hübsche Funktionalität. So spart sich die einstige Zeichentrickschmiede auch das prahlerische Gehabe, wie viele einzelne Haare diesmal in einer mehrjährigen Produktionsphase animiert werden mussten. Man konzentriert sich lieber auf die Geschichte des pfiffigen, traurigen Waisenjungen auf der Suche nach seiner Familie, was den wohl dankbarsten Disney-Stoff überhaupt darstellt. Die durchgeknallte Zukunftsfamilie Robinson ergänzt den nötigen Witz, was die Rechnung entsprechend aufgehen lässt. Nett ist zudem, dass sich auch ein erwachsenes Begleitpublikum nicht gänzlich unterfordert fühlt: Dezente Anspielungen auf die phantastische Filmkultur kompensieren wie so oft manche Unterhaltungslücke des Hauptplots. Dahingehendes Highlight ist ohne Frage Doris, die Hal-9000-artige Tripod-Melone des Melonenmanns, eine finstere Variante der Mary-Poppins-Meine Stiefmutter ist ein Alien-Handtasche.
Tragisch an Triff die Robinsons ist jedoch: Warum hat man aus diesem Stoff nicht den einst geplanten Realfilm verwirklicht? Was hier in den richtigen Händen hätte entstehen können, zum Beispiel in denen eines Brad Silberling, Chris Columbus oder gar Tim Burton, lässt dem geneigten Filmfan schier das Herz bluten. Spätestens wenn der Melonenmann die Szenerie betritt und vom Scheitel bis zur Sohle aufs Deutlichste an Jim Carreys Graf Olaf aus Lemony Snickets Rätselhafte Ereignisse erinnert, verbringt man die restliche Filmzeit damit, sich auszumalen, wie ein Triff die Robinsons aus Fleisch und Blut hätte ausfallen können. Ausstattung, Setdesign, Schauspieler: Lemony Snicket trifft Harry Potter trifft Charlie and the Chocolate Factory trifft die verdammten Jetsons. Dazu mit einem blond gefärbten Freddie Highmore in der Hauptrolle, es hätte so großartig werden können!
Was den letztlich realisierten Animationsfilm betrifft, gilt dafür einmal mehr: Wo Disney draufsteht, ist Disney drin. Und da auch Walts Erben bekanntlich nicht ohne Moral auskommen, haben auch die * Robinsons* eine belehrende Botschaft im Gepäck, die äußerst kreativ (und penetrant häufig) das “Gib niemals auf”-Credo propagiert. Entsprechend wird einem natürlich auf die Nase gebunden, was geschieht, falls man denn doch aufgeben sollte: Man vereinsamt, kriegt einen Buckel und obendrein einen bösartigen Hut namens Doris.
Nichtsdestotrotz schuf Regisseur Stephen Anderson mit Triff die Robinsons einen in typischer Disney-Tradition stehenden, liebenswerten Animationsfilm für Kinder, der mit einer kurzweiligen Geschichte und einigen Einfällen punkten kann.
Fast vergessen: Ein Animationsfilm ohne Pinguine! Alleine das freut.
(cs)