Originaltitel: Inkheart
USA, 2008
Kinostart: 11.12.2008
Zelluloidfüße
Buchbinder Mo (Brendan Fraser) besitzt eine besondere Fähigkeit: Wenn er aus einem Buch vorliest, treten die Figuren aus dem Roman in unsere Realität. Vor Jahren musste er erfahren, dass diese Gabe einen hohen Preis hat, und so sucht er gemeinsam mit seiner Tochter auf der ganzen Welt nach dem einen Roman, der seine Welt wieder ins Gleichgewicht bringen kann: Tintenherz.
Nach den Wilden Hühnern und dem Herr der Diebe hat es nun auch der bekannteste und erfolgreiche Roman von Cornelia Funke auf die große Leinwand geschafft. Die deutsche Schriftstellerin, deren Roman es unter dem Titel “Inkheart” auf Platz 1 der New York Times-Bestsellerliste schaffte, zog sogar nach Los Angeles, um vor Ort als Produzentin ein Auge auf die Adaption zu halten. Dort boxte sie unter anderem Brendan Fraser als Hauptdarsteller durch, den sie schon beim Schreiben des Buches vor Augen gehabt haben soll. Umso bedauernswerter also, dass das Ergebnis in die Hose ging. Die erzählte Geschichte ist süß, jedoch viel zu hastig erzählt. Die 106 Minuten Laufzeit sind vollgepackt mit Hinweisen auf ein größeres Ganzes, doch nützt dies natürlich wenig, wenn die Figuren keine Tiefe erhalten und der Film keine Spannung aufbauen kann. Die mehr als 500 Seiten des Buches vollständig in Spielfilmlänge zu pressen, wäre sicherlich unmöglich gewesen, doch eine zusätzliche halbe
Stunde hätte hier Wunder wirken können.
Zudem werden auch diejenigen enttäuscht sein, die nach dem Trailer ein großes Fantasy-Epos erwartet haben. Nahezu der gesamte Film scheint sich in schmalen Gässchen abzuspielen, in Kellern mit niedrigen Decken, in Verliesen, die nichts weiter sind als enge Holzverschläge. Der große Showdown findet im Innenhof einer Burg statt, in dem die Figuren kaum Platz haben, sich zu bewegen. Großes Kino ist etwas anderes.
Der Roman Tintenherz ist eine Ode an die Glorie des geschriebenen Wortes. Der Film Tintenherz auf seine Weise leider ebenfalls.
Felix “Flex” Dencker