USA, Großbritannien, 2013
Kinostart: 27.11.2014
Alles Nichts, Oder?
Qohen Leth ist kein glücklicher Mensch. Der neurotische, heillos überarbeitete Mathematiker verbringt sein Leben damit, nach der Lösung des “Zero Theorem” zu suchen, einer Formel, die beweisen soll, dass nichts im Universum einen Sinn hat.
Als er auf einer Party eine Frau kennenlernt, die ihm eine alternative Priorität ans Herz legt, scheint ein Ende der zermürbenden Freudlosigkeit seiner Existenz in Sicht.
Doch am Ende geht es nur um das Eine.
Da ist er nun, der neue Film von Terry Gilliam. Im englischsprachigen Netz ist der 2013 produzierte Film seit vergangenem Sommer verfügbar, daher hatte die Us-Kritik schon jede Menge Zeit, kollektiv zu gähnen. Gilliam falle nichts Neues ein, heißt es da, und für den durchschnittlichen Kinogänger sei der Film zu schwer zu verstehen.
Tatsächlich ist der Film unverkennbar Gilliam und zeigt Anklänge von Brazil und 12 Monkeys, aber auch von Philip K. Dicks Adjustment Bureau oder George Orwells 1984.
Doch was auf dem Papier nach einem weiteren Klagelied über einen glatzköpfigen Knecht klingt, der Leib und Seele einer undankbaren Obrigkeit opfert, entpuppt sich als geradezu spielerisch vielschichtig.
Ein wie immer großartiger Christoph Waltz spielt Qohen, der in einer ausgebrannten Kirche lebt und auf einen Telefonanruf wartet, der allem einen Sinn geben soll. Der einsame Gläubige, der in einer Kirche auf eine Erleuchtung wartet, die der Rest der Welt längst als Unsinn abgetan hat, wirkt erst einmal wie eine schrecklich unsubtile Metapher. Doch Gilliam wäre nicht Gilliam, würde er nicht Raum für vielerlei Interpretationen lassen - nicht zuletzt funktioniert Quohens Geschichte auch als Sinnbild Gilliams eigener Karriere. Auch bietet die Kathedrale ein angemessen spektakuläres Setting, denn der Film spielt größtenteils innerhalb derselben vier Wände. Das bedeutet nicht, dass es nicht auch sonst einiges zu sehen gäbe; abgesehen von einer kleinen Handvoll missglückter Effektaufnahmen sieht The Zero Theorem fantastisch aus - angesichts der notorischen Geldprobleme von Gilliams Filmen eine schöne Überraschung.
Auf den ersten Blick ist <i>The Zero Theorem* ein toll besetzter Kuddelmuddel aus kaputten Gestalten, die sich durch eine wirre Geschichte voller konfuser Symbolik kämpfen.
Wer einen zweiten wagt, wird belohnt mit einem faszinierend erzählten und in jeder Hinsicht sehenswerten Gleichnis auf das Leben und die Entscheidungen, die es bestimmen.
Felix “Flex” Dencker