USA, 2008
Kinostart: 11.12.2008
Ein offener Brief
Liebe Frauen.
Ich verstehe Euer Problem ja. Männer sehen mit 40 erst richtig wie Männer aus, Ihr könnt froh sein, wenn Ihr in dem Alter noch Rollen in Richard-Gere-Schmonzetten über den zweiten Frühling bekommt.
Also habt Ihr Euch entschlossen, selbst einen Film zu drehen. Einen frischen, progressiven Film über echte Frauen, die ihre Probleme auch ohne Männer in den Griff kriegen.
Tja, hat nicht geklappt. Eine Frau erfährt, dass ihr Ehemann sie mit Eva Mendes betrügt und redet 112 Minuten lang mit ihren Freundinnen darüber? Das könnte immer noch gut gehen, nur sollte die Frau auch als solche zu erkennen sein. Was waren das für Zeiten, als Meg Ryan ihr Gesicht noch bewegen konnte. Heute sieht sie aus, als würde sie eine Latexmaske tragen und lässt sich gemeinsam mit anderen Botoxgesichtern darüber aus, wie lächerlich doch Schönheitschirurgie ist.
Die Freundinnen sind die verschwitzte Debra Messing, die permanent damit beschäftigt ist, Babys zu kriegen sowie Männerhasserin Jada Pinkett Smith, die demonstrieren darf, dass auch Lesben über nichts anderes reden als Männer. Die einzige, die es wirklich verdient, “Frau” genannt zu werden, ist Annette Bening. Sie spielt zwar komplett im Autopilot, sieht aber immerhin aus wie ein menschliches Wesen und macht sogar eine gewisse Entwicklung durch. Auch sie kann allerdings nicht beantworten, warum diese Frauen überhaupt befreundet sind. Vor allem Pinkett-Smith scheint die restlichen drei nicht einmal sonderlich zu mögen - immerhin eine nachvollziehbare Eigenschaft.
Ich will ja nicht nur motzen, also geb ich Euch einen guten Rat für den Fall mit, dass Ihr Euch trotz allem nochmal an der ganzen Filmsache versuchen möchtet. Ein guter Film wird angetrieben von einer erzählenswerten Geschichte - Inhalt bestimmt Form. The Women wurde um ein simples Gimmick herum konstruiert, nämlich dass in dieser Welt keine Männer vorkommen. Nicht ein einziger Mann ist zu sehen, ob in den Kneipen oder Geschäften, in denen sich die Mädels treffen, oder auf offener Straße.
Wenn die Form den Inhalt bestimmt, bringt das oftmals völlig unnötige Probleme mit sich. So auch hier. Zum einen das Offensichtlichste, nämlich dass es in dieser Welt nur ein einziges Gesprächsthema gibt: Männer. Ihr mögt das raffiniert finden, aber damit steht Ihr alleine da. Und natürlich ist alles, was wir erfahren, Hörensagen von weiblicher Seite - ob die Ehe wirklich am Ende ist oder wer Schuld an der Misere trägt, kann der Zuschauer gar nicht beurteilen. Das geht so weit, dass ein Streit zwischen Meg Ryan und ihrem Mann von ihren beiden Haushälterinnen protokolliert wird, die in der Küche darüber reden, was sich gerade im oberen Stockwerk abspielt. Das outet nicht nur das Gimmick als schlecht durchdacht, es verstößt auch gegen einen der obersten Grundsätze des Kinos: Show, don’t tell - Zeig es, anstatt darüber zu reden.
Aber um Ausgewogenheit oder Bildgewalt geht es ja auch gar nicht. Was zählt, sind Klatsch und Tratsch, ein bisschen Selbstverwirklichung und so clevere Sprüche wie “Was trägt sie denn? Channel Nummer Scheiß?”
Ich muss sagen, nach Sex and the City und Mamma Mia! festigt sich mein Frauenbild langsam aufs Neue.
Danke dafür.
Herzlichst, Euer
Felix “Flex” Dencker