USA, 2010
Kinostart: 07.04.2011
“Lieber ein Fürst in der Hölle als ein Sklave im Himmel” schrieb John Milton in seinem Werk Paradise Lost.
Das verlorene Paradies für die Brüder Micky und Dicky ist das Arbeiterstädtchen Lowell, in dem die beiden weit bekannt sind. Dicky (Christian Bale) war früher ein gefeierter Boxer, der am Höhepunkt seiner Karriere gegen Sugar Ray Leonard antrat. Danach ging es bergab; seitdem kämpft er vor allem gegen seine Crack-Sucht.
Sein kleiner Bruder Micky (Mark Wahlberg) hat Talent und trainiert wie besessen, doch Mutter und Managerin Alice (Melissa Leo) weiß nicht immer, was gut für ihn ist. Seine neue Freundin Charlene (Amy Adams) versucht erfolglos, ihn zu überreden, das Angebot eines anderen Managers anzunehmen, um bessere Kämpfe zu bekommen.
Erst als Dicky im Gefängnis landet, wagt Micky den Sprung.
Das hervorstechendste Merkmal des Films ist zweifellos Christian Bale. Mit seiner zu Recht oscarprämierten Vorstellung als gutherziger Junkie verleiht er dem Film den Großteil seiner Energie. Dies erlaubt es dem eigentlichen Protagonisten Micky, in Ruhe seinen Weg zu finden, ohne dass der Film dadurch an Schwung verliert. Wahlberg, Adams und Leo stehen zwar immer etwas im Schatten des tasmanischen Teufels Bale, doch ihre Figuren sind solide konstruiert und wirken stets wie echte Menschen.
In der zweiten Hälfte, als Micky beginnt, sich nach oben zu kämpfen, kommt The Fighter gefährlich nah ans Territorium der Rocky-Filme. Doch Regisseur David O. Russell interessiert sich mehr für die kleinen Momente als für die großen Gesten, und die Kombination aus vergleichsweise undynamischen Kämpfen und umso spannenderen Charakterdynamiken verhindert ein Abrutschen in die Klischees.
Filme über Underdogs, die sich nach oben kämpfen, gibt es mehr als Underdogs. Auch solche nach wahren Begebenheiten sind zahlreich gesät, doch die gelungene Regie, die perfekte Menge Humor und die durchweg tollen Darsteller machen The Fighter zu etwas, das dem Genre nicht allzu oft vergönnt ist: einer Perle.
Felix “Flex” Dencker