USA, 2014
Kinostart: 17.04.2014
Mit The Amazing Spider-Man brachte Sony 2012 ein kleines Wunder in die Kinos: einen unsympathischen Spider-Man.
Die Neuauflage, die das Studio produzierte, um die Filmrechte an der beliebten Figur nicht an Marvel zu verlieren, erzählte von einem selbstverliebten High-School-Schüler, der sich im Laufe des Films zu einem selbstverliebten High-School-Schüler mit Superkräften wandelte - kein Stoff, aus dem Legenden sind.
Beim neuen Film strebt Sony glücklicherweise nach Höherem als der Erfüllung vertraglich festgesetzter Termine. Ein ganzes filmisches Universum will man um den Netzschwinger herum aufbauen, und dafür braucht man unter Anderem auch eine Hauptfigur, die die Leute nicht schon vergrault, bevor das erste Spin-Off überhaupt angelaufen ist.
Regisseur Marc Webb und die Drehbuchautoren Alex Kurtzman, Roberto Orci und Jeff Pinkner gehen den einzigen Weg zu diesem Ziel, der ohne einen erneuten Reboot auskommt: sie lassen Spidey den gesamten Film über einstecken. Nach einer kurzen Einführung, an deren Ende der vom 30-jährigen Andrew Garfield gespielte Peter Parker die High School abschließt, bekommt er bis zum Nachspann praktisch durchgehend auf die Mütze, so dass ihm kaum Zeit bleibt, sich unsympathisch zu verhalten.
Entsprechend ist es zu einem großen Teil die Action, die den Film antreibt, und das offensichtlich satte Budget erlaubt gut gemachten CGI-Bombast.
Doch auch jenseits des puren Lärms weiß der Film zu unterhalten. Jamie Foxx’ schüchterner Max ist eine interessante Figur, die in ihrer Wandlung zum Bösewicht Electro eine nachvollziehbare Entwicklung durchmacht.
Gleiches gilt für Harry Osborn, der von Dane DeHaan deutlich zwielichtiger gespielt wird, als von Sunnyboy James Franco in Sam Raimis Spider-Man-Trilogie. Seine Entwicklung wirkt sehr gehetzt, doch DeHaan füllt die Rolle mit Leben.
Spidey selbst bekommt einige Dialogzeilen in den Mund gelegt, die den aus den Comics bekannten Humor aufblitzen lassen, und nicht zuletzt darf Andrew Garfield dieses Mal mehr von seinem immensen Talent zeigen als im ersten Film.
Sieht man von einigen Abkürzungen ab, die das Drehbuch in wichtigen Momenten einschlägt, lässt sich The Amazing Spider-Man™ 2: Rise of Electro also durchaus empfehlen. Wer feinsäuberlich ausgearbeitete Charaktere sucht, wird nur bedingt fündig, doch Fans der Vorlage und lautstarker Actionfilme kommen auf ihre Kosten.
Zum ersten Mal seit Jahren darf man gespannt sein, was Sonys Spider-Man-Universum als nächstes hervorbringt.
Felix “Flex” Dencker