Originaltitel: Grindhouse - Death Proof
USA, 2007
Kinostart: 19.07.2007
Da isser nun, der neue Tarantino. Nachdem der Film gemeinsam mit Planet Terror von Robert Rodriguez und mit einigen Fake-Trailern davor und dazwischen als Hommage auf die trashigen Double Features der Grindhouse-Ära der Sechziger und Siebziger in den USA zum veritablen Flop geriet, kommen die Streifen der beiden Kultregisseure nun separat in die europäischen Kinos.
Und eigentlich ist Death Proof selbst auch noch einmal zweigeteilt: Zunächst müssen sich die knackige Radiomoderatorin Jungle Julia (Sydney Tamiia Poitier) und deren Clique (u.a. Arlene, gespielt von Vanessa Ferlito) mit dem verrückten Frauenmörder “Stuntman Mike” (Kurt Russell), der sich zuvor noch um die Blondine Pam (Rose McGowan) kümmert, herumschlagen. Danach wird der Spieß umgedreht und einige Stuntfrauen/Schauspielerinnen (Rosario Dawson, Mary Elizabeth Winstead, Tracie Thomas und Zoe Bell) lassen sich vom verrückten Mike und dessen schwarzem Killermobil nichts gefallen und schlagen beinhart zurück.
Wer nach dieser kurzen Inhaltsangabe bereits auf ein kurzweiliges B-Movie mit knackigen Mädels freut, den muss ich enttäuschen: Death Proof - Todsicher ist nämlich ein langweiliges B-Movie mit knackigen Mädels - vor allem, da Tarantino den Schwerpunkt auf endloses Geschwafel legt, anstatt der erwartungsfrohen Fanbasis das versprochene Trashspektakel zu liefern.
So bekommt man(n) also hauptsächlich auf cool getrimmte Satzkanonaden geliefert, die wohl ein starkes Frauenbild prägen sollten, in ihrer Stilisierung und promiskuitiven Ausdrucksform jedoch überwiegend plump und für Männer geschrieben wirken. Da gleichzeitig permanent die Hinterteile und Beine der wohlgeformten Damen ins Bild gerückt werden, werden die ach so harten Ladies dann doch wieder bloß zu Objekten sexueller Männerfantasien degradiert. Dazu gesellen sich noch zahllose Filmzitate und -anspielungen, damit das Publikum auch ja nicht vergisst, dass Sir Quentin auch wirklich ein ganz ganz großer Filmliebhaber und Genrekenner ist. Was sich also schon mit dem Kill Bill-Doppelpack andeutete, wird nun immer mehr zur Gewissheit: Die einstige große Stärke der tarantino’schen Drehbücher - die fabelhaft pointierten Dialoge - werden nach und nach zu seiner größten Schwäche. Die Selbstverliebtheit Tarantinos geht dabei so weit, dass er sich zu allem Übel auch noch selbst in einer
Nebenrolle einbaut, um sich separat auf die Schulter klopfen zu können.
Bedenkt man das durch die Bank gut aufgelegte Ensemble, nerven die platt konzipierten Figuren in der substanzlosen Geschichte umso mehr. Klar spielt Kurt Russell den Bad Ass mit Gusto, natürlich ist Sydney Tamiia Poitier einer der heißesten und zugleich großmäuligsten Kinofeger der letzten Jahre, selbstverständlich ist die Musikauswahl wieder vom Allerfeinsten und auch die Verfolgungsjagden haben Schmackes. Doch ist das alles eindeutig zu wenig, um in einen Kinofilm zu investieren, bei dem sich hinter jeder zweiten Szene ein 44 Jahre alter Mann zu verbergen scheint, der “Ich hab den allergrößten!” brüllt.
Fazit: Death Proof ist todsicher der bisherige Tiefpunkt in Quentin Tarantinos zweifelsohne beachtlicher beruflicher Vita.
Michael “Eminence” Reisner