Deutschland, 2007
Nebelverhangene Friedhöfe, ein schmieriger Informant und zwei äußerst unterschiedliche Inspektoren von Scotland Yard. Ein ganz normaler Abend im Leben von Chief Inspector Even Longer (Oliver Kalkofe) und seinem Partner Very Long (Bastian Pastewka). Nachdem London von einem unheimlichen Superschurken, dem Wixxer befreit wurde, kehrt er („er“ wäre eigentlich London, der ja vom Wixxer befreit wurde…) unvermutet in neuer Gestalt (sicher? Im Trailer sah er aus wie vorher) wieder zurück, und versetzt Scotland Yard in Panik. Der Wixxer bringt eine Todesliste in Umlauf, und auf dieser findet sich unter anderem Inspector Very Long wieder. Doch was ein richtiger Polizist ist, der gerät nicht in Panik, deshalb (oder „also“) machen sich die beiden auf, um die anderen sieben Kandidaten auf der Liste zu retten. Eine davon ist Lady Victoria Dickham (Christiane Paul), Tochter der Scotland Yard-Legende Sir David Dickham (Joachim Fuchsberger).
Innerhalb von 24 Stunden will der Wixxer die Menschen auf der Liste töten, womit für Even Longer, der längste Tag seines Lebens beginnt.
Der kommerzielle Erfolg von Der Wixxer im Jahr 2004 verschaffte dem Autorentrio Oliver Kalkofe, Oliver Welke und Bastian Pastewka die Freiheit, ihre angedachte Trilogie fortzuführen. Wie sehr der deutschsprachige Kinobesucher sich allerdings nach einer Fortsetzung der Edgar-Wallace-Parodie sehnt, bleibt wohl ein Geheimnis. Es dürfte dem kreativen Team hinter Neues vom Wixxer allerdings auch egal sein, nimmt man sich das fertige Werk zur Brust (den satz versteh ich nicht). Wieder kalauert sich das ungleiche Ermittlerduo durch den Fall und löst diesen eigentlich beiläufig und ohne zu wissen, wie ihm geschieht. Frei nach den absurd-überhöhten Parodien des Regie-Trios Zucker/Abrahams/Zucker, finden die wirklich bissigen Witze im Hintergrund und auf versteckte Art und Weise statt, wodurch ein mehrmaliges Ansehen notwendig ist.
Dabei lassen die beiden Regisseure Cyrill Boss und Philipp Stennert — die ihre Meriten bei der Pro Sieben Märchenstunde verdienten — keine Möglichkeit zur Parodie aus und verpacken Hinweise an 24, Austin Powers, Das Schweigen der Lämmer, Matrix und natürlich Edgar Wallace in ihr Werk. Dass dabei die Originalität nicht wirklich zur Geltung kommt, liegt auf der Hand (das würde heißen, die originalität ist da, aber man sieht sie nicht). Schließlich wurden all diese Witze schon viel früher und auch viel besser in anderen Filmen — etwa jenen von Zucker/Abrahams/Zucker — verarbeitet. Ein gewisses Maß an Lokalkolorit und eine eigene Handschrift sollen, wie auch im ersten Teil, die Zuspitzung englischer Namen verraten. Allerdings zeugen Wortschöpfungen wie Victoria Dickham oder Chucky Norris von sehr oberflächlichem Humor.
Schwung entfaltet Neues vom Wixxer jedoch durch die Regie, die sich nicht lange damit aufhält, verschiedene Charaktere oder Handlungsorte einzuführen. Im Gegensatz zum Vorgängerfilm fallen unnötige Sequenzen, wie etwa eine Muscialnummer, zum Glück weg und werden durch den verstärkten Einsatz prominenter Gäste (z.B. Robert Blanco, Frank Zander, Roger Willemsen) ersetzt. Diese sorgen für Kurzweil in einer recht durchsichtigen Geschichte, deren (überraschendes) Ende bei weitem nicht so überraschend verläuft, wie es sich die Macher erhoffen.
Die großen Pluspunkte und Überraschungen finden sich an ungewohnten Stellen. So darf Oliver Welke als Gerichtsmediziner Dr. Brinkman eine etwas größere Rolle als im ersten Teil spielen und nutzt dies für böse und bissige Bemerkungen. Dem gegenüber steht die Reduzierung der Rolle Alfons Hatlers, den Christoph Maria Herbst erneut mit sichtlicher Freude spielt und in seinen kurzen Auftritten als Nervenheilanstaltsleiter einige (<- für den Lesefluss) recht amüsante Kalauer serviert. Für die beiden Hauptdarsteller Kalkofe und Pastewka, bleibt hier nur die etwas undankbare Aufgabe, aus anderen Filmen bekannte Witze zu servieren und mit gebotenem Ernst den neuen Wixxer zu entlarven.
Dennoch: Mögen die Charaktere auch allzu alberne Namen tragen, einige Kalauer kein besonders gehobenes Niveau verraten und die eigentliche Handlung nur ein dankbarer Vorwand sein, um die wirklich guten Witze, wie fiktive Werbespots, zu transportieren. (eigentlich gehören die beiden Sätze zusammen, aber dann wird’s auch ziemlich lang) Neues vom Wixxer ist eine milde, unterhaltsame Parodie, die viel von der Welt des Edgar Wallace versteht, dies aber nicht immer adäquat auf die große Leinwand transportieren kann. Es bleibt abzuwarten, ob es im angekündigten dritten Teil eine Steigerung gibt, oder die Macher auf bekanntem Niveau stagnieren.
Patrick Dorner