USA, 2007
Kinostart: 08.05.2008

Kann man einen anderen Menschen jemals wirklich kennen?
In seinem Drama Married Life beantwortet Ira Sachs diese Frage mit einem beherzten Nein.

Harry (Chris Cooper) und Pat Allen (Patricia Clarkson) führen die Art von Ehe, um die man von Außenstehenden beneidet wird: Sie gehen fürsorglich miteinander um, streiten nie, und selbst Sex ist kein längst vergessener Traum.
Doch Harry hat sich in eine jüngere Frau verliebt, die blonde Kay (Rachel McAdams). Eine Scheidung kommt für ihn nicht in Frage, denn das würde Pat das Herz brechen. Während er eine schonendere Alternative austüftelt, macht sich sein bester Freund Richard (Pierce Brosnan) an Kay heran.

Regisseur Sachs, der gemeinsam mit Oren Moverman auch das Drehbuch schrieb (basierend auf einer Geschichte von John Bingham), erzählt in seinem neuen Film ein kaum originelles Liebesdrama in doppelt interessantem Gewand. Zum einen wäre da das Setting in den späten 1940er Jahren, das einen gewöhnlichen - und berechenbaren - Film Noir suggeriert. Zum anderen fungiert ausgerechnet Richard als Erzähler, der vordergründig durchtriebenste Charakter des Films. Diese beiden Aspekte schaffen eine gewisse Erwartungshaltung, mit der Sachs im Verlauf des Films angenehm zu spielen weiß.
Der starke Fokus auf die Figuren legt natürlich eine Menge Verantwortung in die Hände der Schauspieler. Chris Cooper schafft es ohne ersichtliche Mühe, Harry sympathisch zu machen, auch wenn dieser im Laufe des Films einige absurde Entscheidungen trifft. Patricia Clarkson füllt die überwiegend passive Pat mit Leben, allerdings hat ihre Rolle weniger zu bieten als die von Harry. Selbiges gilt auch für Kay, die Rachel McAdams zwar solide spielt, aber wenig mehr beizutragen hat als ein hübsches Gesicht. Der eigentliche Star des Ganzen ist Pierce Brosnan, der mit seinem Richard wieder etwas in Richtung der Rollen geht, die ihn berühmt machten. Frauenschwarm Richard sprüht vor kalkuliertem Charme, birgt jedoch etwas mehr Tiefe als der Wc-Reiniger im Dienste ihrer Majestät.

Kalkulierter Charme ist es auch, was den Film als Ganzes bestimmt. Sachs inszenierte das eigentlich äußerst emotionale Treiben als stilles Wasser, aus dessen dunkler Tiefe immer mal wieder eine Überraschung hochgetrieben kommt, doch dessen Oberfläche stets spiegelglatt bleibt.
So wirkt alles zu manieriert, um wirklich mitzureißen, dennoch bietet Married Life eine gekonnt inszenierte und toll gespielte Geschichte, die vor allem beim Kinobesuch mit dem Partner für Gesprächsstoff sorgen dürfte.

Felix” Flex” Dencker