USA, Großbritannien, 2008
Kinostart: 17.07.2008
Von vorne wie von hinten, Abba
Wie kann ein Film gute Laune verbreiten? Im Juli kommen zwei ins Kino, die den Menschen abseits der üblichen Komödien ein Lächeln auf die Lippen zaubern wollen.
Mike Leighs Happy-Go-Lucky geht es ruhig an und begleitet eine Hauptfigur, die sich im Leben von nichts unterkriegen lässt. Die Geschichte plätschert harmlos und unaufdringlich vor sich hin, und nachher ist der Zuschauer ein bisschen entspannter, ein bisschen glücklicher als vorher.
Den entgegengesetzten Weg geht Mamma Mia!, die Verfilmung des erfolgreichen Musicals, und entspannen wird sich hier ganz sicher niemand.
Die Songs der 70er-Jahre-Pop-Band Abba bestimmen die Geschichte um eine angehende Braut (Amanda Seyfried), die gerne von ihrem Vater zum Traualtar geführt werden möchte. Diesen hat sie jedoch nie kennen gelernt, also durchforstet sie das alte Tagebuch ihrer Mutter (Meryl Streep) und läd heimlich die möglichen Kandidaten ein. Wenn sie ihn sieht, so ist sie sicher, wird sie ihn schon erkennen. Als die drei (Pierce Brosnan, Colin Firth und Stellan Skarsgaard) allerdings auf der Insel auftauchen, geht nichts so einfach wie geplant.
Musicalverfilmungen kommen oft schlecht weg, wenn man sie nach filmischen Kriterien beurteilt. Wie zuletzt bei Sweeney Todd kann man sich ab einer gewissen Zahl an Liedern des Eindrucks nicht erwehren, diese sollten vor allem Zeit schinden und eine mickrige Handlung auf Spielfilmlänge aufblasen. Dieser Eindruck nimmt bei Mamma Mia! überhand, wenn buchstäblich eine Gesangsnummer an die nächste gereiht wird und nicht einmal mehr Alibi-Dialoge zwischengeschoben werden. Beeindruckend sind dabei weniger die Gesangskünste - die drei potentiellen Väter wurden wohl kaum dafür besetzt - sondern die schiere Lautstärke. Begleitende Männer sollten sich neben einem Zuckerschock also auch auf einen Hörsturz einstellen, denn Mamma Mia! bietet eine Dauerbeschallung, die Transformers und Co vor Neid erblassen lässt. Und wenn nicht gesungen wird, dann wird gekreischt. Ja, es geht um eine Hochzeit. Dennoch ist es schwer zu glauben, dass nach derart kurzer Zeit ein Film die Kinos erreicht, der Sex and the City: The Movie in dieser Hinsicht übertrumpfen kann.
Das nennt man zielgruppengerechtes Filmemachen. Weibliche Frohnaturen werden jauchzen, mitsingen und mehr Spaß haben als beim Sommerschlussverkauf, der Rest sich nach dem zurückhaltenden Sounddesign von Stirb Langsam 4.0 sehnen und das Kino mit Diabetes Typ 2 verlassen.
Felix “Flex” Dencker