Originaltitel: The Karate Kid
Kinostart: 22.07.2010
USA, 2010
Der Zwölfjährige Dre Parker (Jaden Smith) ist alles andere als begeistert, als er das heimatliche Detroit für sein neues Zuhause Peking aufgeben muss. Die kulturellen Unterschiede sowie die Sprachbarriere machen es ihm schwer, in China neue Freunde zu finden. Zum Entsetzen seiner Mutter gerät er auch gleich am Tag der Anreise in eine Schlägerei mit dem geübten Kung-Fu-Kämpfer Cheng (Zhenwei Wang), der sich zu allem Übel auch noch als Schulkollege entpuppt und ihn fortan tagtäglich drangsaliert.
Als Dre eines Tages von Cheng und seiner Meute übelst verprügelt wird, greift unverhofft Mr. Han (Jackie Chan) ins Geschehen ein und rettet den hilflosen Buben. Wie sich herausstellt, ist der grummelige ältere Herr nicht nur der Hausmeister der Parkers, sondern auch ein überragender Kampfsportler. Mr. Han wird alsbald zum Mentor, Trainer und Freund, der Dre auf äußerst ungewöhnliche Weise Kung Fu beibringt und nebenbei auch noch wichtige Lektionen fürs Leben lehrt. In einem bald stattfindenden Turnier soll sich der Schützling mit Cheng & Co. messen, um sich endlich Respekt zu verschaffen und aus der Opferrolle auszubrechen.
Seien wir ehrlich: Die Vorzeichen für ein Remake des Achtziger-Kultfilms standen denkbar schlecht. Der in Der Tag, an dem die Erde stillstand unsagbar nervende Jaden Smith als neuer “Daniel-san”, Harald Zwart, der Regisseur von Der rosarote Panther 2 am Ruder und nicht zuletzt der unpassend wirkende Titel selbst verursachten vorab schon einiges an Kopfschütteln.
Doch siehe da, das Endprodukt erweist sich als keineswegs so schlimm, wie befürchtet: Jaden Smith kann die Marke “quengeliges Kind” zwar nicht völlig ablegen, liefert aber in Summe eine ordentliche Leistung ab und überzeugt vor allem in den humorvollen Passagen (einige Gesichtsausdrücke erinnern stark an Papa Will Smith) sowie in den Kampfsequenzen. Auch die Regie bewegt sich auf genießbarem Mainstream-Niveau. Zwar gerät die Exposition etwas zu lang, zwischendurch hapert es auch immer wieder mal am Timing, und das Abspulen des mit Kitsch durchtränkten finalen Turniers wirkt ebenso gehetzt wie aufgesetzt epochal, doch in Summe wurden die Tugenden des Originals gekonnt in die Moderne des Popkornkinos übertragen. Selbst der legendäre Kranich-Kick der Vorlage erlebt ein spektakuläres Update. Womit immer noch der unsägliche Titel bleibt, den man damit zu rechtfertigen versucht, dass der Protagonist aufgrund minimaler Karate-Kenntnisse von seinen Gegnern als “Karate Kid” verspottet wird.
Naja.
Das Us-Publikum konnte man jedenfalls überzeugen: Am Startwochenende spielte der Streifen in satte 56 Millionen Dollar ein und ließ dem weit höher eingeschätzten Achtziger-Aufguss Das A-Team - Der Film keine Chance.
Der große Coup der Neuauflage ist aber ohne Zweifel Jackie Chan, der der Rolle des Mentors nicht nur seinen gewohnten Humor mitgibt, sondern auch ein überraschend hohes Maß an Ernsthaftigkeit und Tiefe. Das macht Pat Morita als Mr. Miyagi zwar nicht vergessen, aber dafür alle Ehre.
Fazit: Nicht der erwartete Griff ins Klo, sondern überwiegend kurzweilige, unterhaltsame Hollywoodkost, die mit Jackie Chan einen großen Wurf landen konnte.
Michael “Eminence” Reisner