USA, 2009
Kinostart: 20.08.2009
Ein Film über gute Amerikaner, die im Zweiten Weltkrieg böse Deutsche abschlachten.
Klingt simpel, ist es aber nicht. Und das ist nur eine der positiven Überraschungen des neuen Films von Quentin Tarantino. Es gibt Gute wie Böse auf beiden Seiten, es werden Seitenhiebe in alle Richtungen verteilt, und nicht zuletzt befindet sich unter den titelgebenden Bastarden mindestens ein Deutscher, gespielt von Til Schweiger mit Grummelgesicht.
Die zweite Überraschung ist, wie wenig darauf herumgeritten wird, dass eben nicht alles Schwarz/Weiß ist. Wo in anderen Filmen Szenen oder Dialoge eingefügt werden, um z.B. zu unterstreichen, dass nicht alle Deutschen auch Nazis waren, lässt Tarantino seine Geschichte einfach so passieren, wie sie eben passiert. Ohne erkennbare Agenda, ohne politisch-moralischen Zeigefinger.
Vielleicht war dies der Grund, warum Tarantino so viele deutsche Schauspieler besetzen konnte. Neben Schweiger sind Diane Krüger, August Diehl, Michael Fassbender und Daniel Brühl prominent vertreten, dazu kommen vielerlei kleine Nebenrollen. Etwas schade ist, dass Gedeon Burkhard so wenig zu tun bekommt, denn auch er gehört zu den Bastarden. Doch wie schon im Vorfeld zu hören war, gehört der Film Christoph Waltz in der Rolle des Nazi-Oberst Hans Landa. Über seine genüssliche Darstellung eines derart fiesen Bösewichts wird noch geredet werden, wenn sich an den Rest des Films niemand mehr erinnern kann.
Brad Pitt als Anführer der Basterds hat dem wenig entgegenzusetzen, was aber vor allem an der Plattheit seiner Rolle liegt. Ein Südstaatler mit überzogenem Akzent - viel mehr Tiefe erreicht er nicht, da seine Figur sich ebenso wenig weiterentwickelt wie alle anderen. Pitt macht jedoch das Beste draus und sorgt vor allem mit seinen Versuchen, Italienisch zu sprechen, für den einen oder anderen Lacher. Alle guten Darsteller einzeln zu erwähnen, würde zu lang dauern. Diehl als sadistischer Ss-Mann, Mélanie Laurent als rebellische Kinobetreiberin, und sogar Hostel-Regisseur Eli Roth überrascht positiv, indem er nicht negativ auffällt.
Zu Hilfe kommt den Darstellern wohlgemerkt Tarantinos mutige Entscheidung, Deutsche wie Franzosen in ihrer Landessprache reden zu lassen. Das amerikanische Publikum wird die ausladenden Untertitel vermutlich missmutig aufnehmen, doch der Film macht doppelt Spaß, sobald die verschiedenen Sprachen hin und her wechseln - was übrigens gerne als Absage an jedwede Synchronfassung verstanden darf. Die Dialoge sind dabei stellenweise lahm, aber auch immer wieder urkomisch. Wer die deutschen Texte geschrieben hat, verdient ein extra Fleißkärtchen.
Wenn dies nun zu schön klingt, um wahr zu sein, dann ist es das natürlich auch.
Inglourious Basterds ist mit 153 Minuten viel zu lang geraten und über weite Strecken unglaublich langatmig. Die unterhaltsamen Szenen sind zahlreich, doch die Durststrecken dazwischen immens.
Tarantinos Regie ist überwiegend gelungen und beschert dem Film einige wirklich spannende Momente, doch kann er sich auch diesmal nicht beherrschen, wenn es um Anspielungen an seine Idole und filmischen Vorbilder geht. Das beginnt schon mit dem Vorspann, in dem die verschiedenen Parteien mit verschiedenen Schriftzügen bedacht werden - ein netter Einfall, doch ohne Kenntnis der Rollenverteilung befremdlich.
Eine Menge positiver Überraschungen und eine negative. Quentin Tarantinos satirischer Umgang mit dem schwierigen Thema wird fraglos die Gemüter spalten. Mit seiner rückhaltlosen Geschichtsfälschung stellt er sicher, dass niemand das Ganze zu ernst nehmen wird, doch die Länge wird sicher einige Opfer fordern.
Felix “Flex” Dencker