USA, 2011
Kinostart: 28.07.2011
Ich geh mit meiner Laterne, und meine Laterne mit mir
Wie schade.
Wie schade, dass die Welt von einer Gruppe Knallchargen geleitet wird. Die das gesamte Universum nicht aus althergebrachtem Machthunger in Gefahr bringen, sondern einfach aus einer Laune heraus. Die abwarten, bis das personifizierte Böse milliardenfach stärker wird, bevor sie beschließen, vielleicht eventuell irgendetwas zu unternehmen. Wahrscheinlich.
Diese kreativ benannten “Wächter” gründeten vor Urzeiten das “Green Lantern Corps”, eine Art intergalaktische Polizeieinheit. Die Green Lanterns erhalten ihre Macht von grünen Ringen, die ihnen unermessliche Fähigkeiten verleihen.
Als das geheimnisvolle Wesen Parallax den besten aller Green Lanterns tötet, sucht dessen Ring nach einem Nachfolger. Seine Wahl fällt auf den Testpiloten Hal Jordan (Ryan Reynolds). Während Jordan sämtliche Energie darauf verwendet, sich aus der Verantwortung zu drücken und stattdessen in das Höschen seiner Kollegin Carol (Blake Lively) zu gelangen, wird der Wissenschaftler und Lehrer Hector Hammond (Peter Sarsgaard) von einem Parallax-Virus infiziert, wodurch er zu einem Bösewicht mutiert.
Ebenfalls schade ist, dass der Film dem sogenannten Bösewicht keinen Helden gegenüber stellt. Der Film beginnt mit einer Top-Gun-Imitation, bei der Teufelskerl Jordan für eine Technikdemonstration ohne jeden Sinn seinen Wingman (genauer gesagt seine Wingwoman) opfert und drei millionenteure Jets zerstört, nur um seinem Chef den Tag zu versauen. Der verliert daraufhin einen lukrativen Regierungsauftrag und muss einen großen Teil seiner Mitarbeiter entlassen. Als drei dieser Pechvögel Jordan eine Tracht Prügel dafür verpassen, dass er ihre Existenzgrundlage zerstört hat, benutzt er seine Superkräfte, um sie k.o. zu schlagen.
Dass er im Laufe des Films aus reiner Faulheit buchstäblich Milliarden Leben in Gefahr bringt, passt zwar ins Bild, erklärt jedoch nicht, warum ausgerechnet er der würdigste aller Menschen sein soll.
Der Film bietet folgende Argumentationskette: Der Ring hat Hal Jordan ausgewählt, und der Ring macht keine Fehler. Also ist Hal Jordan der Richtige, und somit hat der Ring auch keinen Fehler gemacht.
Dieses zelebrierte Armleuchtertum durchzieht den gesamten Film. Das beginnt bei der gelben Gefahr, die es ohne die Wächter gar nicht gäbe, geht weiter bei den oft unfreiwillig komischen Dialogen und mündet in einen Showdown, den sich nur Wyle E. Coyote ausgedacht haben kann. Die Drehbuchautoren hatten so viel Dummes zu erzählen, dass sie die letzte große Absurdität in den Nachspann packen mussten.
Kein Wunder, dass ein schüchterner, bescheidener Intellektueller in dieser Welt der Bösewicht ist.
Eine unechte Geschichte über einen unechten Helden, erzählt in unechtem 3D. Wer ein Kino findet, das unechtes Geld akzeptiert, sollte sich Green Lantern auf keinen Fall entgehen lassen.
Felix “Flex” Dencker