USA, 2011
Kinostart: 06.10.2011

The Vampire Strikes Back

Fright Night, Craig Gillespies Neuauflage von Tom Hollands 1985er Semiklassiker Die rabenschwarze Nacht, beginnt mit einer langsamen Kamerafahrt über einen insulären Vorort von Las Vegas. Die Häuser sehen aus, wie man es aus filmischen, amerikanischen Vororten kennt. Sauber, von überschaubarer Größe und allesamt identisch.
Und vor allem: umgeben von Wüste, fernab jeder möglichen Rettung.
Es ist ein stimmungsvolles Intro, das gespannt macht auf dieses Remake eines Films, der doch gar kein Remake nötig hatte.

Fright Night erzählt die Geschichte des jungen Charley Brewster, der eines Tages entdeckt, dass sein freundlicher Nachbar Jerry ein Blutsauger ist. Kein Bänker oder Politiker, aber immerhin ein Vampir.
Da ihm natürlich niemand glaubt, entschließt Charley sich, die Hilfe des selbsternannten Vampirjägers Peter Vincent einzuholen.

2007 erschien Regisseur Gillespie auf der Bildfläche, als er mit seinem Film Lars und die Frauen sein Kinodebut gab. Der Film war behutsam und humorvoll erzählt, lebte aber zu einem großen Teil von seinem Hauptdarsteller Ryan Gosling. Als Gillespie das Remake der Horrorkomödie Fright Night übernahm, war alles andere als klar, ob er der richtige Mann sein würde. Doch Gillespie schlägt sich auch in diesem Genre gut. Seine Regie ist souverän, stimmungsvoll und nie aufdringlich.
Gleiches gilt für die Darsteller, vor allem Anton Yelchin als Der Gute™ und Colin Farrell als Der Böse™, und nicht zu vergessen David Tennant als Chris-Angel-Klon Peter Vincent, dem die Showbusiness-Ennui aus jeder Pore rinnt.
Eine kleine, aber feine Überraschung stellen die Dialoge dar, die zumindest in der englischen Originalfassung geschliffener daherkommen, als man es von einer Fließbandproduktion erwarten mag.

Der Rest des Drehbuchs ist leider weniger aufregend. Peter Vincents Wandlung vom Windbeutel zum Mann der Tat ist weniger eine Entwicklung, als eine bewusste Entscheidung und wirkt nicht nur aufgesetzt, sondern schlicht willkürlich.
Charley wandelt sich seinerseits vom Normalo, der nicht fassen kann, dass die Klassenschönheit mit ihm ausgeht, zu einem, der es mehr oder weniger fassen kann - nicht gerade der Stoff, aus dem Legenden sind.
Farrells Jerry gerät ebenfalls nicht allzu komplex, auch wenn es schön ist, wieder einen Vampir im Kino zu sehen, dem es Spaß macht, an der Spitze der Nahrungskette zu stehen.
Zudem leidet der Film an unebenem Timing. Bereits nach einem guten Drittel der Laufzeit gibt es einen scheinbaren Showdown, der lediglich den zweiten Akt einläutet. Er erweist sich als symptomatisch, denn auch im weiteren Verlauf weiß der Zuschauer selten, wo innerhalb der Geschichte er sich gerade befindet. Theoretisch erhöht dies den Überraschungsfaktor, doch wenn sich das herannahende Finale erneut als Trugschluss erwiesen hat, macht sich zwangsläufig eine gewisse Langeweile breit.

Trotz kleiner Längen ist Fright Night 2011 ein unterhaltsames Filmchen geworden. Er kann weder die Frage zu beantworten, warum er überhaupt produziert wurde, noch die, warum man dazu 3D-Brillen tragen und bezahlen soll. Doch die stimmige Regie, die guten Darsteller und eine Vielzahl an gelungenen visuellen und Dialog-Momenten sorgen für ein amüsantes Filmerlebnis.
Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Felix Flex” Dencker