USA 2008

Wisch und weg”

Im Jahr 1967 gelingt es dem Ingenieur und Erfinder Dr. Robert Kearns (Greg Kinnear), den Intervall-Scheibenwischer zu entwickeln, der die unterschiedliche Regenintensität bei seinem Wischverhalten berücksichtigt. Gemeinsam mit dem befreundeten Gil Previck (Dermot Mulroney) sichert er sich das Patent und bietet es dem Autoriesen Ford an, der bislang an der Entwicklung eines solchen Systems scheiterte. Nach anfänglicher Zusage springt Ford jedoch ab, klaut Kearns’ Idee und baut sie serienmäßig in die neue Modellreihe ein. Ein jahrelanger Rechtsstreit ist die Folge, dem Kearns nicht nur Zeit opfert, Geld und Nerven sondern auch das familiäre Gemeinwohl.

Flash of Genius ist das große Herzensprojekt von Produzent Marc Abrahams (u.a. Dawn of the Dead, Children of Men), der lange um die Filmrechte kämpfte, um den Stoff höchstselbst auf die Leinwand zu bringen. Seine mangelnde Erfahrung als Regisseur merkt man dem Film jedoch an, dem es nur teilweise gelingt, den lange währenden Kampf eines Sonderlings gegen eine übermächtige Industrie spannend zu gestalten.

Neben dem Problem des oftmals mit trockenen Fakten versetzten und ab der Filmmitte immer mehr im Vordergrund stehenden Gerichtsverfahrens ist es vor allem die lange Zeitspanne des Erzählten, die Abrahams sichtliche Schwierigkeiten bereiteten.
Nachdem er den Film mit dem bewährten Kunstgriff beginnen lässt, eine prägnante Szene aus der Handlungsmitte aufzugreifen, verlässt er sich auf einen starr wirkenden, chronologischen Erzählverlauf. Von der Einführung der Hauptfigur als treusorgender Familienvater über die ersten Auseinandersetzungen mit dem Ford-Konzern und den stetigen Zerfall der Familie durch Kearns’ Starrsinn bis hin zum, nie außer Frage stehenden Erfolg des zuvor unmöglich erschienenen Unterfangens - das alles wirkt ganz einfach viel zu bieder und brav und lässt jeglichen Mut vermissen, mit den festgefahren Erzählstrukturen zu brechen.
So gelingt es leider nicht, das Publikum über die 119 Filmminuten bei der Stange zu halten, und das trotz beachtenswerter Leistung Greg Kinnears in der Hauptrolle und ordentlich agierenden Nebendarstellern wie der unterforderten Lauren Graham als Kearns Ehefrau, Dermot Mulroney und den immer wieder gern gesehenen Mitch Pileggi (Akte X) als Ford-Ekel Macklin Tyler und Alan Alda als beherzter Anwalt Gregory Lawson.
Zudem wirkt das Drehbuch in wichtigen Fragen Kearns’ zwischenmenschlicher Beziehungen, sei es zu seinem langjährigen Weggefährten Gil Previck oder auch und vor allem zu seinen herangewachsenen Kindern, unentschlossen und bedient sich einiger ärgerlicher Abkürzungen. Diese werden es den Zusehern wohl noch schwerer machen, der Hauptfigur und ihrem Windmühlenkampf die erforderliche Sympathie entgegenzubringen.

Unterm Strich also ein etwas zu langes, sperriges Drama, das hauptsächlich von seinen Darstellern und Dante Spinottis’ ansehnlicher Kamerarbeit lebt und damit weit eher für einen gemütlichen Dvd-Nachmittag zu empfehlen ist als für einen Kinobesuch.

Michael Reisner