Originaltitel: Block Party
USA, 2005
Kinostart: 03.08.2006
Im Jahre 2004 nahm sich Mtv-Starkomiker Dave Chappelle vor, kurzfristig eine Block Party im Stile der 70iger Jahre auf die Beine zu stellen: Eine Mischung aus Straßenfest, Live-Musik und Comedy-Show mitten in Brooklyn mit vielen bekannten Größen der Hip Hop - Szene in entspannter Atmosphäre, ein “Konzert, zu dem er selbst immer schon mal gehen wollte.”
Und so begleitet man den spitzzüngigen Chapelle auf seiner teils skurrilen Vorbereitungstour durch die Straßen Brooklyns und Ohios, wo er mit Anwohnern aller Altersgruppen und Hautfarben plaudert und vielen davon ein sogenanntes Golden Ticket schenkt, welches einem Vip-Backstagepass für die Block Party entspricht. Dazwischen werden immer wieder Konzertausschnitte des einmaligen Events eingespielt, wodurch eine ausgewogene Mischung aus Comedy, Musik und Milieustudie entsteht, die nicht nur Hip Hop, Rap oder R´n´B - Fans begeistern sollte.
Inszeniert hat den Reigen niemand geringerer als Michael Gondry, Regisseur von Vergiss mein nicht! und einer Vielzahl von innotativen Musikvideos für u.a. Björk, Beck, Massive Attack und den White Stripes. Dessen angenehm zurückhaltender und unaufdringlicher Stil, der die Kamera als rein beobachtendes Element einsetzt, sich davor hütet zu kommentieren und einfach die außergewöhnliche Stimmung wirken lässt, verleiht diesem musikdokumentarischen Kleinod genau die lockere Atmosphäre, um die es Initiator Chappelle letztendlich ging.
Musikalische Highlights gibt es viele: Die umjubelte Darbietung des mittlerweile auch in Europa zum Superstar aufgestiegenen Kanye West, der mit einer “Jesus Walks” spielenden Schulkapelle den Weg zur Bühne beschritt. Die überraschende Reunion der Fugees, die nur deshalb zustande kam, weil Lauryn Hill die Freigabe ihrer Plattenfirma für die Songs ihres Erfolgsalbums “The Miseducation of Lauryn Hill” nicht erhielt und deshalb kurzerhand ihre alten Bandkollegen zu einem gemeinsamen Auftritt überredete. Bezeichnenderweise markierten jedoch ausgerechnet die ortsansässigen Invincible Marching Marauders den absoluten Höhepunkt der Veranstaltung.
Dave Chappelle präsentiert sich als sympathischer Moderator, der in seinen geschickt eingebauten Spaßeinlagen genau das tut, was er am besten beherrscht: Rassenklischees aufs Korn nehmen. Dass dabei auch die Musiker selbst einen Heidenspaß haben, wird durch entsprechende Lachkanonaden ersichtlich. Dieses natürliche Humorzugeständnis ohne Ängste vor Imageverlust und die authentisch zelebrierte, tiefe Liebe zur Musik lassen die Stars auf die selbe Ebene mit ihren Fans treten - zumindest für diesen einen Tag. Dass Chappelle und seine Mitstreiter es geschafft haben, jenes freundschaftliche Miteinander auf Zelluloid zu bannen, ist der größte Verdienst dieses ungewöhnlichen Filmprojekts und soll zugleich als abschließende Empfehlung für musikinteressierte Kinogänger verstanden werden.
Michael “Eminence” Reisner