Originaltitel: Take the Lead
USA, 2006
Kinostart: 25.05.2006
Pierre Dulaine (Antonio Banderas) hat seine große Tanzleidenschaft zum Beruf gemacht und betreibt ein gutgehendes Studio an der New Yorker Upper East Side, wo er den Schönen und Reichen sowie deren Kindern Standardtänze beibringt und sie gegebenenfalls auch auf Turniere vorbereitet.
Eines Abends ertappt Dulaine auf dem Nachhauseweg den Teenager Jason Rockwell (Rob Brown) dabei, wie er das Auto seiner Schuldirektorin Augustine James (Alfre Woodard) demoliert. Als er ihn daraufhin zur Rede stellt, erkennt er die Verzweiflung und Perspektivlosigkeit des Jungen und beschließt, ihm und anderen Schülern in ähnlich schwierigen sozialen Verhältnissen zu helfen. Es gelingt ihm, die resolute Mrs. James davon zu überzeugen, ihn als ehrenamtlichen Tanzlehrer zu engangieren, der einer Gruppe von besonders schweren Fällen nicht nur Standardtänze, sondern auch anständiges Verhalten beibringen soll. Die Kids zeigen sich natürlich gar nicht begeistert von diesem Vorhaben und möchten viel lieber ihrer ekstatischen Hip Hop-Musik frönen. Doch mit Charme und Ehrlichkeit gelingt es Dulaine, seine frischgebackenen Schützlinge auf seine Seite zu ziehen. Fortan wird Standardtanz mit Hip Hop-Freestyle kombiniert, was auch die Jury bei einem mit 5.000 Dollar dotierten Tanzwettbewerb
überzeugen soll…
Die Figur des Pierre Dulaine ist keine frei erfundene. Die Produzentin Diane Nabatoff wurde durch einen Bericht in der Cbs Early Show auf den Tanzlehrer und seinen Unterricht in New Yorker Highschools aufmerksam und wollte nach einem persönlichen Treffen mit dem engagierten Wohltäter unbedingt einen Film aus dessen Geschichte machen. Als Regisseurin konnte die Musikvideo-erprobte Liz Friedlander gewonnen werden, die gemeinsam mit Diane Houston auch das Drehbuch erarbeitete. Dieses kommt zwar nicht gänzlich ohne Klischees aus, kann jedoch mit natürlichen Dialogen punkten und konzentriert sich erfrischend ehrlich auf die Kernaussage, dass die Macht der Musik nicht nur das Tanzbein schwingen lässt, sondern auch Herz und Seele berührt. Als wahrer Glücksgriff erweist sich die Besetzung von Antonio Banderas (Die Legende des Zorro), der es mit seinem unverfälschten Charme und einer gehörigen Portion Charisma schafft, seinen Filmcharakter authentisch und niemals lächerlich wirken
zu lassen. Dieser Effekt überträgt sich auch auf seine von frischen, unverbrauchten Schauspielern wie Jenna Dewan, Jonathan Malen und Dante Basco überzeugend verkörperten Tanzschüler. Die familiären Verhältnisse des erwähnten Jason “Rock” Rockwell und der hübschen LaRhette - gespielt von Yaya DaCosta, die eine echte Talentprobe abliefert - werden exemplarisch herangezogen, den überwiegend problematischen sozialen Hintergrund der Schülerschaft aufzuzeigen. Ersterer muss sich nach dem Tod seines Bruders mit einem Alkoholiker als Vater und einer apathischen Mutter herumschlagen. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich als Kleinkrimineller. LaRhette wird nachhaltig vor Augen geführt, was verzweifelte Eltern nicht alles tun, um ihre Kinder versorgen zu können: Ihren kleinen Bruder im Arm sieht sie jeden Tag die Freier ihrer Mutter aus und ein gehen.
Der größte Star des Films sind jedoch die zahlreichen Tanzeinlagen, die - egal ob klassisch, modern oder kombiniert als “Hip Hop-Ballroom” - derart enthusiastisch und energiegeladen vorgetragen werden, dass man als Zuseher am liebsten selbst die Tanzfläche entern möchte. Der gelungene Soundtrack mit einer Mischung aus aktuellen Sounds und immer wieder gern gehörten Evergreens unterstützt den ohnehin schon hohen Unterhaltungsfaktor nach Kräften.
Dance! Jeder Traum beginnt mit dem ersten Schritt ist ein charmantes, kurzweiliges und insbesondere durch die tollen Tanzszenen amüsantes Kinoerlebnis, das - leicht verdaulich - einfach Spass macht und schmeckt.
Michael “Eminence” Reisner