Originaltitel: Sukkar banat
Libanon, 2007
Kinostart: 03.04.2007
Magnolien aus dem Libanon
Fünf Frauen sitzen in einem Schönheitssalon und reden über ihre Probleme. Layale ist in einen verheirateten Mann verliebt, Nisrine steht kurz vor ihrer Hochzeit, ist allerdings keine Jungfrau mehr. Rima fühlt sich zu Frauen hingezogen, Jamale verkraftet das Altern nicht und Rose muss ihr Privatleben aufgeben, um für ihre senile ältere Schwester Lily zu sorgen.
Wie Karl Valentin es so schön ausdrückte: Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen. Caramel bietet praktisch keinen originellen Augenblick, das Setting in Beirut ist aber immerhin ungewohnt. Die Geschichten der fünf Mädels spielen sich in einem sozialen System ab, das sie zwischen westlicher Modernität und östlicher Tradition oft zu zerreissen droht. Politisch wird es dabei Gott sei Dank nie, langatmig hingegen stellenweise schon. Wie in Filmen mit mehreren Handlungssträngen üblich, sind manche interessanter als andere, und so zieht sich der Film teilweise wie das titelgebende Caramel, das auf die Haut aufgetragen wird, um Beine und Oberlippen zu enthaaren. Der Schmerz beim Abziehen bleibt dem Zuschauer jedoch erspart, denn die quicklebendigen Darstellerinnen, vor allem Regisseurin Nadine Labaki als Layale und Aziza Semaan als Comic Relief Lily, geben dem Film einen gewissen Charme, der ihn dann doch ganz gut über die angenehm kurze Laufzeit bringt.
Das weibliche Publikum wird ob der Universalität der eigenen Probleme einiges zum schmunzeln finden, so dass der Kinobesuch unterm Strich empfohlen werden kann. Männer, die als Begleitung mitgeschleift werden, können sich immerhin an der einen oder anderen umwerfend schönen Frau ergötzen. Wer also eine bekannte Geschichte, genauer gesagt derer fünf, in ungewohntem Gewand sehen will, dem sei Caramel ans Herz gelegt.
Felix “Flex” Dencker