Originaltitel: Burn After Reading
USA, 2008
Kinostart: 02.10.2008
Kein Land für intelligente Männer
Man muss die Regeln kennen, um sie brechen zu können. Mit No Country For Old Men haben die Coen-Brüder gerade erst wieder bewiesen, dass sie das Noir-Fach beherrschen wie kaum jemand anders. Wer sonst könnte also die Geschichte zweier Fitnessstudio-Mitarbeiter erzählen, die einen Cia-Agenten mit Informationen zu erpressen versuchen? Mit Burn After Reading bringen die Coens ihre Idioten-Trilogie zu Ende, die mit O Brother, Where Art Thou? begann und mit Intolerable Cruelty fortgeführt wurde. George Clooney ist also erneut mit von der Partie, doch diesmal steht er nicht so zentral im Mittelpunkt der Handlung. Wenn es in dem vielschichtigen und oftmals konfusen Plotkonstrukt einen Mittelpunkt gibt, so ist es die Cd mit den Memoiren von Cia-Agent Osborne Cox (John Malkovich), der wegen Alkoholproblemen seinen Job verlor. Diese Cd gerät nun in die Hände von Linda Litzke (Frances McDormand) und Chad Feldheimer (grandios: Brad Pitt), die zwar nicht wissen, um was es sich bei dem “geheimen Cia-Scheiß” handelt, aber dennoch Profit daraus schlagen wollen. Also erpressen sie den guten Osborne, damit Linda sich eine Runde dringend notwendiger Schönheits-Operationen leisten kann. Cox’ Frau Katie (Tilda Swinton) vergnügt sich derweil mit Harry Pfarrer (Clooney), der in seinem Keller eine Vorrichtung der besonderen Art baut. Pfarrer wiederum sucht im Internet nach Dates, was ihn mit Linda zusammenführt.
Burn After Reading ist Film Noir, aber nicht nur. Er ist Screwball-Komödie und Spionagethriller, Zeitkritik, Liebestragödie und Farce, eine so überladene Sammlung an Genres und Handlungsfäden, als wollten die Coens damit prahlen, das alles jonglieren zu können. Ein Blick auf eine Welt, in der Ahnungslosigkeit und Inkompetenz regieren, von den ahnungslosen Chefs der Geheimdienstorganisationen von Ost und West, bis hin zu den Normalsterblichen, über deren Schicksale sie entscheiden. Der Film wird fraglos die Geister scheiden. Ist er ein brillantes Verwirrspiel vom Format eines Big Lebowski, bei dem sich die vermeintliche Hauptfigur sich als Finte entpuppt? Oder ist der Film lediglich verworren, um von der Tatsache abzulenken, dass er nichts Bedeutendes zu erzählen hat? Vermutlich ist Burn After Reading nichts weiter als eine elaborierte Ausrede, um einigen hervorragenden Schauspielern urkomische Vorstellungen zu entlocken, die in keinen normalen Film passen würden. Doch zweifellos eine clevere.
Felix “Flex” Dencker