Originaltitel: Taken 2 USA, 2012 Kinostart: 11.10.2012
The Black and White
Er ist es aber auch selbst schuld. Nachdem Sicherheitsexperte Liam Neeson in Pierre Morels Thriller Taken nach Europa reiste, um seine Tochter Maggie Grace aus den Klauen eines Mädchenhändlerrings zu reißen, sollte er eigentlich gelernt haben, dass die Sicherheit seiner Familie nur innerhalb der gebärmutterartigen USA gewähreistet ist. Da der Film jedoch ein Vielfaches seines überschaubaren Budgets einspielte, sieht sich Neeson gezwungen, seine Tochter sowie seine Ex-Frau Famke Janssen ins Kriegsgebiet Istanbul mitzunehmen, wo ihnen natürlich prompt nach dem Leben getrachtet wird. Verfolgungsjagden, gegrummelte Drohungen sowie deren pflichtgemäße Umsetzung in die Realität folgen.
Taken bezog einen gewissen Überraschungsfaktor daraus, den in friedlichen, weisen Rollen gewohnten Neeson als rücksichtslose Kampfmaschine zu erleben. Seither macht er jedoch kaum noch etwas anderes und schwingt sich von Actionrolle zu Actionrolle, mal mit mehr (The Grey), mal mit weniger (Unknown) Erfolg.
Nicht nur deshalb wirkt Taken 2 abgedroschener als sein schon nicht vor Originalität strotzender Vorgänger. Die Damen bekommen in der zweiten Runde mehr Zeit, um ihre Rollen zu entfalten, doch diese werden dadurch nicht automatisch interessanter. Wer sich nicht für Famke Janssens Beziehungsprobleme mit ihrem ungesehenen neuen Partner interessiert, findet ausreichend Gelegenheit, auf die Uhr zu sehen. Maggie Grace gibt sich unverändert kindlich, was ihre Opferrolle zwar glaubhaft, ihre Figur aber etwas anstrengend macht, wie auch die Aufregung um ihren Führerschein oder ihren neuen Freund.
Transporter-3-Regisseur Olivier Megaton inszeniert Taken 2 mit dem zu erwartenden Feingefühl. Die praktisch blutfreie Action ist durchgehend durchschnittlich inszeniert und verlässt sich allzu oft auf Neesons Fähigkeit, zu teleportieren. Einzelne Episoden wie die, in der Grace Handgranaten durch die Istanbuler Innenstadt wirft, um von Neeson telefonisch geortet zu werden, schwanken zwischen gelungen und unfreiwillig komisch.
Taken 2 richtet sich an die Fans der Art von Euro-Action, die Luc Besson seit Jahren am Fließband produziert. Das immense Charisma von Hauptdarsteller Liam Neeson lässt den Film aus der Masse herausstechen, doch das Drumherum gerät allzu generisch.
Felix “Flex” Dencker